20/10/2025
Ihr Partner oder Ihre Partnerin hatte einen Seitensprung oder eine Affäre, und Sie stehen vor einer der schwierigsten Entscheidungen Ihres Lebens: Bleiben und verzeihen oder gehen? Während Ihr Kopf und Ihr Herz vielleicht schon 'Ich möchte wirklich vergeben' rufen, fühlen sich Ihre Emotionen wahrscheinlich noch wie eine wilde Achterbahnfahrt ohne Sicherheitsgurt an. Das ist absolut verständlich. Es ist keine leichte Aufgabe, Untreue zu verzeihen, selbst wenn sich Ihr Partner längst entschuldigt hat und die Tat zutiefst bereut. Das Vertrauen, das Sie über Jahre aufgebaut haben, wurde massiv gebrochen. Sie wissen, dass die Entschuldigung ernst gemeint ist, doch ständig haben Sie diese Bilder im Kopf, und es fällt Ihnen unfassbar schwer, sich emotional und körperlich wieder auf ihn oder sie einzulassen.

In diesem Artikel werde ich Ihnen konkrete Schritte aufzeigen und Ihnen helfen, klare Gedanken zu fassen. Da Sie emotional vermutlich gerade völlig durcheinander sind, gehen wir bodenständig und pragmatisch vor – versprochen! Unser Ziel ist es, Ihnen einen Weg zu zeigen, wie Sie diesen tiefen Schmerz verarbeiten und, falls gewünscht, eine neue Basis für Ihre Beziehung schaffen können. Es ist ein Prozess, der Zeit und Mut erfordert, aber er ist machbar.
- Den Schmerz anerkennen und fühlen
- Konkrete Schritte zur Vergebung
- Verzeihen oder Verdrängen?
- Vertrauen und Verzeihen – Was kommt zuerst?
- Häufig gestellte Fragen
- Was tue ich, wenn mein Partner keine Reue zeigt, sondern genervt reagiert oder Erwartungen an mich stellt?
- Untreue verzeihen oder lieber trennen? Woher weiß ich, dass ich das Richtige tue und sich die ganze Scheiße auch lohnt? Was mache ich, wenn er/sie es wieder tut?
- Wie kann ich die Bilder loswerden, in denen mein Partner mit der anderen Person Sex hat?
- Macht es Sinn, zu meinem Partner erstmal auf Abstand zu gehen? Oder weiche ich dem Problem damit nur aus?
- Wie gehe ich in Zukunft mit Eifersucht um? Wie mit Kontrollsucht?
- Ich kann ihm/ihr nicht verzeihen. Was mache ich jetzt?
- Fazit: Sie schaffen das!
Den Schmerz anerkennen und fühlen
Der erste und oft schmerzhafteste Schritt ist, sich dem Schmerz zu stellen. „Das soll bodenständig und pragmatisch sein?“, fragen Sie vielleicht. Ja, denn nur wenn Sie den Schmerz anerkennen und respektieren, können Sie ihn wirklich verarbeiten. Egal, ob es sich um einen einmaligen Seitensprung oder eine längere Affäre handelt, es tut höllisch weh! Aber das bedeutet noch lange nicht, dass dieser Zustand für immer anhält. Sie können Ihrem Partner die Untreue verzeihen. Sie können wieder lieben und vertrauen lernen.
Die Dauer dieses Prozesses ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche Menschen verarbeiten einen einmaligen Ausrutscher wesentlich schneller als eine Affäre, die über Jahre oder gar Jahrzehnte ging. Sind zusätzlich Familie und Kinder betroffen, wird die Situation verständlicherweise oft extrem schwer. Doch selbst in solchen Fällen ist Verzeihen machbar. Manchmal hilft ein einziger AHA-Moment, der Ihnen eine neue Perspektive eröffnet und sofort Erleichterung bringt. Manchmal dauert es Wochen, Monate oder sogar Jahre. Und ja, manchmal bleibt ein gewisser Schmerz ein Leben lang – aber er verliert seine zerstörerische Kraft.
Ich bin der Überzeugung: Wie lange es dauert, ist Ihre Entscheidung. Mit guter Unterstützung geht es in jedem Fall leichter und schneller, als wenn Sie ganz alleine durch diesen emotionalen Sumpf waten müssen. Professionelle Hilfe kann hier eine echte Abkürzung sein, um aus dem Drama herauszufinden und die notwendigen Schritte zu gehen.
Konkrete Schritte zur Vergebung
Wie kann es Ihnen nun gelingen, Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, der/die fremdgegangen ist, zu vergeben? Wie können Sie Ihren Alltag wieder vertrauensvoll und liebevoll gestalten? Wie können Sie es schaffen, wieder eine glückliche Einheit zu werden? Und wie können Sie gemeinsam durch diese Krise gehen und am Ende vielleicht sogar noch mehr zusammenwachsen?
Schritt 1: Holen Sie sich die richtige Hilfe
Lassen Sie uns am Anfang starten. Dort, wo Sie sich einsam und unverstanden fühlen – und das Gefühl haben, in Ihrem emotionalen Chaos unterzugehen. Das ist der Zeitpunkt, an dem Sie sich ganz offen Hilfe holen dürfen! Sie müssen das nicht alleine durchstehen! Manchmal hilft es, eine vertrauenswürdige Freundin einzuweihen. Aber Vorsicht: Bitte nicht unbedingt diejenige, die selbst betrogen wurde und immer noch verbittert ist. Sie wird es Ihnen womöglich eher schwerer als leichter machen. Die Unterstützung muss auch nicht immer in Form eines Menschen daherkommen. Ein gutes Buch kann Ihnen möglicherweise besser helfen als ein Gespräch mit der lästernden Arbeitskollegin.
Wichtig ist: Geben Sie in dieser Phase Ihrem Gehirn die Möglichkeit, NEUE Denkansätze zu bekommen. Die klassischen Ratschläge à la: „Alle Männer sind Schweine! Einmal Betrüger, immer Betrüger! Schmeiß ihn raus!“, bestätigen zwar Ihr Ego, tun Ihnen aber nicht gut und werden Ihnen vor allem nicht dabei helfen, wirklich zu vergeben. Halten Sie sich außerdem fern von Internet-Foren, in denen sich betrogene Partner gegenseitig in ihrer Misere suhlen. Diese tragen ebenfalls das Prädikat: Nicht hilfreich. Achten Sie in dieser Phase genau darauf, welche Freunde, Beiträge, Bücher, Informationen, Coaches usw. Sie in Ihr Leben lassen.
Schritt 2: Stellen Sie die richtigen Fragen
Vermutlich löchern Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin jetzt mit allen möglichen und unmöglichen Fragen, um das Ganze halbwegs zu verstehen. Zermürbende und tränenreiche Gespräche sind normal, wenn eine Affäre aufgeflogen ist. Selten aber sind sie zielführend. Manche Partner stehen brav Rede und Antwort, andere reagieren ungeduldig und genervt, und wieder andere ziehen sich zurück, wirken fremd und kommen mit den eigenen Schuldgefühlen nicht klar. Sehr häufig stelle ich fest, dass die Art, wie ein Paar mit einem Vertrauensbruch umgeht, die Art widerspiegelt, wie sie ihre Beziehung grundsätzlich leben (auch schon vor der Affäre).
Hören Sie auf, Ihren Partner zu verhören! Sie sind kein Kommissar und er/sie ist kein Verbrecher.

Vermeiden Sie Fragen, die niemanden weiterbringen:
- Warum hast du mir das angetan?
- Wie konntest du nur?
- Was bist du nur für ein Mensch?
- Was hat er/sie, was ich nicht habe?
- Wie oft habt ihr es getrieben?
- Wo und wie habt ihr es getan?
Stellen Sie stattdessen hilfreiche Fragen:
- Was hat dir die Affäre bedeutet?
- Warum ist das passiert? Was waren deine Gründe?
- Hast du danach gesucht oder ist es einfach passiert?
- Fühltest du dich berechtigt, mich zu betrügen (z.B. weil ich deine Bedürfnisse nicht erfüllt habe)?
- Hattest du ein schlechtes Gewissen?
Und: Bevor Sie Fragen stellen, überlegen Sie sich, ob Sie die Antwort wirklich hören wollen. Was, wenn sie Ihnen nicht passt? Stellen Sie sicher, dass Sie mit JEDER Antwort klarkommen. Ansonsten sparen Sie sich die Frage. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich / ihr euch im Kreis dreh(s)t und alleine nicht weiterkomm(s)t, empfehle ich Ihnen professionelle Begleitung – ein Coaching oder eine Paarberatung ist die Abkürzung aus dem Drama und hilft Ihnen, die Probleme zu lösen.
Schritt 3: Akzeptieren Sie ALLE Gefühle
Wenn Sie von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin betrogen wurden, befinden Sie sich von einem Moment auf den nächsten in einer emotionalen Achterbahn. Ihre Gefühle fahren rauf und runter, nach links und rechts, als wären Sie im Schleuderprogramm Ihrer Waschmaschine gelandet. Wohin mit all diesen Gefühlen? Wohin mit Ihrer Wut? Wohin mit Rachegelüsten und Hass? Ich weiß, dass Sie das nicht fühlen wollen. Hilft aber nichts. Da müssen Sie durch. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung und jedes Gefühl will gefühlt werden.
ABER: Fühlen heißt nicht zwingend ausagieren. Fühlen heißt fühlen und NICHT handeln! Mitten im Strudel der Gefühle ist kein guter Zeitpunkt, klare Entscheidungen zu treffen. Falls Sie unsicher sind, ob eine Trennung nicht doch besser wäre, warten Sie ein wenig ab. Das können Sie später immer noch entscheiden. In the meantime: Fühlen, fühlen und fühlen.
Benennen, Atmen, Bodyscan & ein Mantra
Ich weiß, dass es sehr hart sein kann, mitten im Waschmaschinen-Schleuderprogramm seine Gefühle konkret wahrzunehmen und zu verarbeiten. Deshalb habe ich genau dafür ein paar Tipps für Sie.
Zunächst: Halten Sie immer wieder inne. Spüren Sie Ihren Körper und Ihre Gefühle. Und dann geben Sie dem Gefühl, das Sie jetzt gerade fühlen, eine Bezeichnung. Was fühlen Sie genau? Wut? Rache? Verzweiflung? Tiefen Schmerz? Egal, was es ist, es ist okay. Atmen Sie in das Gefühl. Suchen Sie es im Körper und schicken Sie einen tiefen Atemzug dorthin. Ihnen schnürt es die Kehle zu? Okay. Atmen Sie dorthin! Sie haben eine Riesenwut im Bauch? Okay. Atmen Sie dorthin. Ihr Herz zieht sich zusammen? Okay. Atmen Sie dorthin!
Irgendwann werden Sie merken: Kein Gefühl bringt Sie um (auch wenn es sich manchmal so anfühlt). Sie können nur verzeihen, wenn Sie bereit sind, ALLE Ihre Gefühle zu fühlen. Sie werden Sie eine Weile begleiten. Freunden Sie sich damit an. Denn je mehr Widerstand Sie gegen Ihre Gefühle haben, desto schwieriger wird es, den Betrug zu verzeihen. Akzeptanz ist ein wichtiger Schlüssel, um mit dem Fremdgehen fertig zu werden. Ein hilfreiches Mantra, das Sie in dieser Zeit unterstützen kann: „Es ist, wie es ist!“ Ja, das fühle ich jetzt. Ja, das ist passiert. Ja, so geht es mir gerade. Ja, das Leben ist gerade nicht leicht. „Es ist, wie es ist.“ Und ich nehme es an.
Schritt 4: Ändern Sie die Bedeutung
Dem Partner oder der Partnerin das Fremdgehen zu verzeihen ist deshalb so schwierig, weil Untreue die tiefsten Überzeugungen infrage stellt, die wir in Bezug auf eine glückliche Beziehung haben. Wir alle sind in einer monogamen Gesellschaft aufgewachsen, und Disney und Hollywood schüren hohe Erwartungen an uns selbst und unsere Partnerschaft. Dass diese gar nicht erfüllbar sind und ewige Treue eher eine ewige Illusion ist – die in vielen Fällen in Enttäuschung endet –, sagt uns keiner. Trotzdem ist es allgemeiner Konsens: Ein Fremdgänger ist ein böser Mensch, er ist ein Täter – und Sie sind das arme Opfer. Doch das ist Unsinn!
Wenn Sie meinen, dass Sie eine weiße Weste haben und Ihr Partner ein gemeiner Schuft ist, werden SIE leiden. An Ihrer eigenen Überheblichkeit. Ihr Partner/Ihre Partnerin ist nicht perfekt. Sie sind es auch nicht. Jeder macht Fehler. Ihr Partner wollte Sie zu 99,999 Prozent nicht absichtlich verletzen. Jeder handelt aus seiner besten Option. Auch wenn diese lausig ist, hatte Ihr Partner keine andere Option zur Verfügung. Ihr Gehirn legt die Bedeutung fest. Ihr Gehirn erzeugt den Schmerz. Nicht die Situation!
Hier eine kleine Übung, die Sie sofort machen können, um die Bedeutung hinter der momentanen Situation zu ändern und eine neue Sichtweise zu erlangen. Stellen Sie sich die folgenden Fragen und nehmen Sie sich genug Zeit, sie ganz ehrlich für sich zu beantworten:
- Wie ist die Situation? Sachlich und nüchtern betrachtet, ohne Bewertung. Zum Beispiel: „Mein Partner hatte Sex mit einer anderen Frau.“ (Anstatt: „Mein Partner hat mich verarscht und tief verletzt.“)
- Welche Bedeutung hat das für DICH? (Das ist für jeden Menschen anders.). Z.B. „Ich schließe daraus: Er/Sie liebt mich nicht, sonst hätte er/sie das niemals tun können.“
- Wie fühlen Sie sich, wenn Sie diese Bedeutung denken? Vermutlich beschissen, oder? Schreiben Sie Ihre Gefühle auf: „Wenn ich so denke, fühle ich mich klein, einsam, handlungsunfähig, verletzt, wütend… usw.“
- Welche Bedeutung könnte es noch haben? Jetzt ist der Moment, kreativ zu werden. Versuchen Sie, der Situation eine ganz andere Bedeutung zu geben! Z.B. „Menschen sind nicht von Natur aus monogam.“ Oder: „Ich war mit mir selbst beschäftigt und habe ihn vernachlässigt.“ Oder, oder, oder. Es gibt viele Bedeutungen, die es haben kann. Versuchen Sie einige zu finden, die außerhalb Ihrer ersten Reaktion (also der Antwort auf Frage 2) liegen.
- Jetzt haben Sie einige Auswahlmöglichkeiten und können auf Basis der letzten Frage eine neue Entscheidung treffen: Welche Bedeutung möchte ich der Situation geben? Z.B. „Es war seine/ihre beste Option. Er/Sie hat einen Fehler gemacht. Wir alle machen Fehler. Ich will lernen, damit umzugehen. Ich will ihm/ihr verzeihen.“
Wenn Sie es schaffen, die Sache nicht persönlich zu nehmen, sondern mit ein wenig Abstand zu betrachten, geht es Ihnen schnell sehr viel besser. Fremdgehen kann ein Hinweis darauf sein, dass in der Beziehung etwas schiefgelaufen ist. Es kann aber auch ein Hinweis darauf sein, dass Ihr Partner Bedürfnisse hat, die er/sie in der Beziehung gar nicht erfüllt bekommen kann. Es ist möglich, dass es NICHTS mit Ihnen zu tun hat! Finden Sie das heraus!
Schritt 5: Demut & Sinn finden
Dies ist die schwerste, aber wirkungsvollste Haltung, wenn Sie Ihrem Partner den Seitensprung oder die Affäre wirklich verzeihen wollen. Je höher das Ross, auf dem die Betrogenen sitzen, desto härter gestaltet sich der Prozess, Frieden mit der Situation zu machen. Großzügigkeit, Güte und Demut sind Schlüsselfähigkeiten, die Ihnen wirklich helfen. Damit meine ich nicht, alles schönzureden, was Ihr Partner getan hat, oder SICH SELBST die Schuld zu geben (ich bin nicht genug – mimimi). NEIN!
Demut heißt für mich Augenhähe. Sie haben Fehler gemacht, er hat Fehler gemacht. Sie haben ihn verletzt, er Sie. In einer Partnerschaft ist es nicht möglich, den anderen NICHT zu verletzen. Das gehört dazu.
Finde den Sinn
Alles, was Ihnen im Leben widerfährt, ist zu Ihrem BESTEN. Ich weiß, der ist nicht leicht zu verstehen, wenn sich etwas grausam anfühlt. Doch Ihr Leben passiert nicht gegen Sie. Es passiert FÜR Sie. Sie werden etwas Wichtiges lernen. Ihre Beziehung wird krasse Fortschritte und Entwicklungssprünge machen. Fragen Sie sich:
- Was hat sich zum Besseren verändert, seit die Affäre aufgeflogen ist?
- Wofür ist es gut?
- Was könnte Ihre (eure) Lernaufgabe sein?
- Führt ihr Gespräche, die ihr lange vermieden habt? Miteinander übereinander?
Verzeihen oder Verdrängen?
Es ist entscheidend, den Unterschied zwischen echtem Verzeihen und bloßem Verdrängen zu verstehen. Nur das bewusste Verarbeiten führt zu echter Heilung und einem Neuanfang.
| Merkmal | Verzeihen | Verdrängen |
|---|---|---|
| Umgang mit Gefühlen | Schmerz wird bewusst angenommen und verarbeitet. | Schmerz wird ignoriert oder unterdrückt. |
| Innerer Zustand | Befreiung von Last, Klarheit, innerer Frieden. | Konflikt schwelt unter der Oberfläche weiter, Misstrauen. |
| Beziehungsauswirkung | Bewusster Neuanfang, gestärkte Beziehung, offen für Entwicklung. | Beziehung bleibt beeinträchtigt, passiv/offen aggressives Verhalten. |
| Persönliches Wachstum | Großes Wachstum, Selbstreflexion, neue Perspektiven. | Kein Wachstum, alte Muster wiederholen sich, Verbitterung. |
| Zukünftige Beziehungen | Lektion gelernt, Ängste bleiben nicht haften. | Bitternis und Ängste werden in neue Beziehungen mitgenommen. |
Vertrauen und Verzeihen – Was kommt zuerst?
Fremdgehen verzeihen können Sie nicht ohne Vertrauen. Ebenso können Sie kaum verzeihen, wenn Sie nicht vertrauen. In der Aufarbeitung sieht das bei den meisten Betroffenen so aus:
| Aspekt | Fehlendes Vertrauen nach Fremdgehen | Fehlendes Verzeihen nach Fremdgehen |
|---|---|---|
| Verhalten | Durchsuchen von Taschen, Kontrollanrufe, Handy/PC prüfen, ständige Fragen nach Aufenthaltsort/Gesprächen. | Denken in Täter-Opfer-Kategorien, Wut, Hilflosigkeit, Rachegedanken, ständiges Grübeln über das Geschehene. |
| Innerer Fokus | Suche nach Sicherheit, Aufmerksamkeit stark beim Partner, Überschreiten von Grenzen. | Emotional in der Krise gefangen, auch wenn das Ereignis lange zurückliegt, Scheuklappen vor dem Leben. |
| Resultat | Zerstörung von Vertrauen, eigenes Wohlbefinden sinkt, verstärkte Ängste. | Tragen einer schweren Last, Gedanken ziehen immer wieder herunter, eigene Kraft schwindet. |
| Notwendiger Schritt | Frage: Was bietet mir wirklich Sicherheit? Aktives Aufbauen von Transparenz. | Frage: Wie kann ich das Geschehene loslassen? Prozess der Akzeptanz und Verarbeitung. |
Verzeihen und Vertrauen bedingen einander, sind aber unterschiedliche Themen. Sie müssen jetzt loslassen können. Sie schaden in erster Linie sich selbst, wenn Sie die Last der Untreue weiterhin tragen.

Häufig gestellte Fragen
Was tue ich, wenn mein Partner keine Reue zeigt, sondern genervt reagiert oder Erwartungen an mich stellt?
Das macht es nicht leichter, erlebe ich in der Beratung jedoch sehr oft. Hier dürfen Sie lernen, sich zu behaupten und unbequem zu sein, ohne in die Vorwurfsfalle zu geraten. Beobachten Sie sich genau: Sind Sie eine Furie? Wie waren eure Gespräche früher? War er/sie damals verständnisvoll? Ist das die Beziehung, die Ihnen guttut? Sind Sie mit ihm/ihr zusammen aus Angst vor Einsamkeit? Wie viel Respekt und Wertschätzung leben Sie beide in der Beziehung? Bitten Sie Ihren Partner, Sie zu unterstützen. Zur Not zwingen Sie ihn/sie zur Paarberatung, Eheberatung oder Paartherapie. Kein Scherz! Bevor Sie sich trennen, können Sie ALLE Möglichkeiten ausschöpfen. Auch wenn er/sie dazu keinen Bock hat. Viele wünschen sich später, sie hätten schon früher auf einer Beratung bestanden, bevor es zu spät war.
Untreue verzeihen oder lieber trennen? Woher weiß ich, dass ich das Richtige tue und sich die ganze Scheiße auch lohnt? Was mache ich, wenn er/sie es wieder tut?
Sie werden sich so oder so damit auseinandersetzen müssen, diese Erfahrung zu verarbeiten und daraus zu lernen. Ob Sie sich nun trennen oder nicht. Nicht verzeihen ist KEINE Option. Sie nehmen Ihre Verbitterung und Ängste in jede neue Beziehung mit. Lösen Sie das jetzt. Egal ob allein oder zusammen. Die Sache lohnt sich, wenn Sie etwas daraus lernen. Ob es Ihre Beziehung rettet oder nicht, ist zweitrangig. SIE werden in jedem Fall profitieren, wenn Sie sich dem Thema mutig stellen und nicht feige davonlaufen. Tut er/sie es wieder, können Sie neu entscheiden. Überdenkt ihr das Treue-Konzept? Ist er/sie für die Monogamie nicht geschaffen? Gibt es andere Möglichkeiten (offene Beziehung)? Oder schmeißen Sie ihn/sie dann wortlos raus und klären das mit sich selbst?
Wie kann ich die Bilder loswerden, in denen mein Partner mit der anderen Person Sex hat?
Gar nicht. Die Bilder verschwinden mit der Zeit von alleine. Je mehr Sie dagegen kämpfen, desto hartnäckiger werden sie Sie verfolgen. Lassen Sie sie da sein. Nehmen Sie sich Popcorn (in Gedanken) und schauen Sie sich das Ganze wie im Kino an. (Damit entschärfen Sie den Film.) Die Bilder allein sind nicht das Problem. Ihre Bewertung der Bilder erzeugt den Schmerz. Ein Porno erzeugt nicht solche Gefühle, oder? Ändern Sie die Bewertung der Bilder. Dann ändert sich die Emotion. Zwei Menschen haben Sex. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Alles, was Ihr Gehirn dazudichtet, ist optional.
Macht es Sinn, zu meinem Partner erstmal auf Abstand zu gehen? Oder weiche ich dem Problem damit nur aus?
In der Beratung erlebe ich oft, dass der betrogene Partner anfängt zu klammern und ständig Gespräche einfordert, bis der Andere kaum noch Luft zum Atmen hat. Das ist verständlich, aber kontraproduktiv. Abstand kann euch guttun. Seien Sie dabei achtsam und wach. Wenn Sie den Problemen ausweichen, werden Sie das merken. Aber permanent auf den Problemen rumkauen, macht es auch nicht besser. Finden Sie eine Balance aus Eigenverantwortung und Beziehungs-Arbeit.
Wie gehe ich in Zukunft mit Eifersucht um? Wie mit Kontrollsucht?
Ihr Gehirn ist sensibilisiert und wird schneller mit Eifersucht reagieren, als wären Sie noch nie betrogen worden. Das ist normal. Mit Eifersucht gehen Sie um, wie mit allen anderen Gefühlen auch. Fühlen. Atmen. Da sein lassen. NICHT handeln. Kontrollsucht ist nicht witzig. Für euch beide. Hauen Sie sich selbst auf die Finger, wenn Sie ans Handy Ihres Partners gehen wollen. Und wenn Sie es nicht lassen können, müssen Sie einen Weg finden, es zunächst zu akzeptieren. Dann können Sie es auch verändern. Im Laufe der Zeit wird das Vertrauen wachsen und der Kontrollzwang nachlassen. Wenn nicht, holen Sie sich professionelle Hilfe.
Ich kann ihm/ihr nicht verzeihen. Was mache ich jetzt?
Auch das ist normal und kann eine Weile dauchen. Manchmal helfen veränderte Umstände, um auf Augenhöhe zu gelangen. Ein neuer Job, mehr Selbstvertrauen, eine eigene (kleine) Liebelei – all das kann helfen, irgendwann doch noch zu verzeihen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie noch nicht so weit sind, geben Sie sich Zeit. Das Gras wächst nicht schneller, wenn Sie daran ziehen. Im Idealfall unterstützt Sie Ihr Partner so gut es geht und hat Geduld mit Ihnen. Großzügigkeit und Güte sich selbst gegenüber sind die Qualitäten, die Sie brauchen.
Fazit: Sie schaffen das!
Wenn Sie Ihren Partner lieben (und er/sie Sie), wenn Ihre Beziehung es wert ist, bestehen zu bleiben, wenn Sie beide bereit sind, Ihre Lernaufgaben zu bewältigen und die Herausforderungen anzunehmen, dann schaffen Sie das! Das Fremdgehen Ihres Partners, Ihrer Partnerin zu verzeihen, ist eine Lernaufgabe, die sich für Sie persönlich lohnt. Ob Sie Ihre Beziehung retten oder nicht, ist dabei zweitrangig. Nichtverzeihen ist eigentlich keine Option, weil Sie sich selbst damit schaden und die Krise unnötig lange mit sich herumtragen.
Der Weg raus aus dem Betrugsschmerz ist der Weg mittendurch. Sie können das Geschehene verarbeiten, um schließlich vergeben zu können. Haben Sie Mitleid mit sich selbst, nehmen Sie den Schmerz an, bewahren Sie Ihre Würde und bleiben Sie bei sich. Beginnen Sie, die Verantwortung für sich selbst klar abzustecken und fragen Sie sich, was Sie benötigen, um emotional wieder in Ihrer Mitte zu sein. Ihr Leben darf mehr sein als eine Krise. Die Säulen des Fremdgehen-Verzeihens – Sich selbst annehmen, ehrliche Gespräche, neue Denkansätze und Vertrauen aufbauen – sind Ihr Fundament. Eine Partnerschaft, die das Fremdgehen gut aufgearbeitet hat, ist kostbar und viel krisensicherer als zuvor. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sie brauchen. Sie sind nicht allein auf diesem Weg.
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