30/10/2025
Jerusalem, oft als „Stadt des Friedens“ bezeichnet, ist ein Schmelztiegel jahrtausendealter Geschichte, Kulturen und Religionen. Eingebettet in die judäische Berglandschaft und unweit der Wüste, strahlt diese Stadt eine einzigartige Aura aus, die Besucher aus aller Welt in ihren Bann zieht. Insbesondere das Judentum, der Islam und das Christentum haben hier tiefe Wurzeln geschlagen, deren Spuren an jeder Ecke sichtbar sind – von historischen Kirchen und Moscheen bis hin zu Museen und öffentlichen Plätzen.

Eine der wohl bekanntesten und heiligsten Stätten in Jerusalem ist die Klagemauer, auch bekannt als Westmauer. Sie ist nicht nur ein architektonisches Wunder, sondern vor allem ein spirituelles Zentrum, das für Millionen von Menschen weltweit eine unermessliche Bedeutung hat. Die Frage nach ihrer Größe und ihrer Rolle ist dabei zentral für das Verständnis ihrer tiefen Symbolik und ihrer Anziehungskraft.
Die Klagemauer: Maße und Bedeutung eines Heiligtums
Die Klagemauer, ein beeindruckendes Überbleibsel des alttestamentarischen Tempels, der vor vielen Jahrhunderten zerstört wurde, ist ein Ort von unschätzbarem Wert für das Judentum. Ihre sichtbaren Dimensionen sind beeindruckend: Sie erstreckt sich über eine Breite von 48 Metern und ragt 18 Meter in die Höhe. Diese Maße beziehen sich auf den öffentlich zugänglichen Bereich, der für Gebete und Besuche vorgesehen ist. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Mauer, als Teil der westlichen Umfassungsmauer des Tempelbergs, unterirdisch noch wesentlich weiter verläuft und über die Jahrhunderte durch Schutt und Neubauten verdeckt wurde.
Für Gläubige ist die Klagemauer weit mehr als nur ein Steinbauwerk; sie ist ein lebendiges Symbol des ewigen Bundes Gottes mit seinem Volk. Sie repräsentiert die Beständigkeit und die Hoffnung inmitten von Zerstörung und Exil. Der Name „Klagemauer“ rührt von den tiefen Gebeten und den Klagen her, die hier über die Zerstörung des Tempels und das Leid des jüdischen Volkes ausgedrückt wurden und werden. Historisch gesehen ist sie der einzige erhaltene Teil der äußeren Stützmauer des Zweiten Tempels, der im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde.
Geschichte und spirituelle Tiefe der Westmauer
Die Geschichte der Westmauer ist untrennbar mit der des Tempelbergs verbunden, der für das Judentum der heiligste Ort ist, da hier die beiden jüdischen Tempel standen. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels wurde die Westmauer zum zentralen Ort der jüdischen Trauer und des Gebets. Über Jahrhunderte hinweg war der Zugang zur Mauer oft eingeschränkt oder gefährlich, doch die Sehnsucht, an diesem Ort zu beten, blieb ungebrochen. Seit der Rückeroberung Jerusalems im Sechstagekrieg 1967 ist die Mauer für Juden aus aller Welt frei zugänglich und hat sich zu einem pulsierenden Zentrum jüdischen Lebens und Glaubens entwickelt.
Die Mauer ist nicht nur ein Ort des Klagens, sondern auch ein Ort der Freude und des Feierns. Viele Bar-Mitzwa-Zeremonien, Hochzeiten und andere wichtige Lebensereignisse finden hier statt. Soldaten der israelischen Armee legen hier ihren Eid ab, und unzählige Pilger kommen, um zu beten, zu danken und um Segen zu bitten. Die spirituelle Energie, die von diesem Ort ausgeht, ist für viele Besucher spürbar, unabhängig von ihrer eigenen religiösen Zugehörigkeit.
Ein Besuch an der Klagemauer: Rituale und Etikette
Wer die Klagemauer besuchen möchte, sollte sich mit einigen wichtigen Bräuchen und Regeln vertraut machen, um den Respekt vor diesem heiligen Ort zu wahren. Der Gebetsplatz vor der Mauer ist in zwei Bereiche unterteilt: einen größeren für Männer auf der linken Seite und einen kleineren für Frauen auf der rechten Seite. Diese Geschlechtertrennung ist ein Zeichen des Respekts vor der traditionellen jüdischen Gebetspraxis.
- Kopfbedeckung: Alle männlichen Besucher, ob jüdisch oder nicht-jüdisch, müssen ihren Kopf bedecken. Kippot (jüdische Kopfbedeckungen) werden am Eingang kostenlos zur Verfügung gestellt. Für Frauen, insbesondere verheiratete Frauen, wird ebenfalls eine Kopfbedeckung empfohlen.
- Angemessene Kleidung: Schultern und Knie sollten bedeckt sein, um Respekt zu zeigen.
- Gebetszettel (Kvitlach): Eine weit verbreitete Tradition ist es, Gebete oder Wünsche auf kleine Zettel zu schreiben und diese in die Ritzen der Mauer zu stecken. Diese Zettel werden zweimal jährlich gesammelt und, da sie als heilig gelten und nicht verbrannt werden dürfen, auf dem Tempelberg unter der Erde begraben. Dies ist ein tief bewegender Ritus, der die persönliche Verbindung der Gläubigen zu Gott symbolisiert.
- Verhalten: Es wird erwartet, dass man sich ruhig und respektvoll verhält. Das Fotografieren ist erlaubt, jedoch sollte man die Privatsphäre der Betenden respektieren. Am Sabbat und an jüdischen Feiertagen ist das Fotografieren und die Nutzung elektronischer Geräte am Platz der Klagemauer untersagt.
Der Besuch der Klagemauer ist eine einzigartige Erfahrung, die die tiefe Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des jüdischen Volkes verdeutlicht. Es ist ein Ort der Kontemplation, der Hoffnung und der ewigen Gebete.
Jerusalem: Eine Stadt der drei Weltreligionen
Während die Klagemauer das Herz des Judentums in Jerusalem bildet, ist die Stadt auch eine zentrale Pilgerstätte für Christen und Muslime. Der Tempelberg selbst, auf dem die Klagemauer steht, beherbergt auch den Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee, zwei der heiligsten Stätten des Islam. Für Muslime sind dies wichtige Pilgerstätten, die man bei einem Besuch in der Stadt unbedingt gesehen haben sollte.
Für Christen bietet Jerusalem eine Fülle von Kirchen, die alle als Ziel für eine Pilgerfahrt dienen können. Die Grabeskirche, die Via Dolorosa und der Ölberg sind nur einige der Orte, die an die biblische Geschichte erinnern. Insgesamt können Besucher in Jerusalem über 5.000 Kirchen, Synagogen und Moscheen besichtigen, die alle als Heiligtümer der Religionen bekannt sind und die Jahrtausende alte Geschichte der Stadt widerspiegeln.
Heilige Stätten in Jerusalem im Überblick
| Stätte | Religion | Bedeutung |
|---|---|---|
| Klagemauer (Kotel) | Judentum | Westliche Stützmauer des Zweiten Tempels, zentraler Gebetsort. |
| Felsendom | Islam | Heilige Stätte, an der Prophet Muhammad seine Himmelsreise angetreten haben soll. |
| Al-Aqsa-Moschee | Islam | Drittheiligste Stätte im Islam, wichtiger Gebetsort. |
| Grabeskirche | Christentum | Ort der Kreuzigung, Beisetzung und Auferstehung Jesu Christi. |
| Ölberg | Christentum | Ort vieler biblischer Ereignisse, darunter die Himmelfahrt Jesu. |
| Synagogen im jüdischen Viertel | Judentum | Historische Gebetshäuser, Zeugen jüdischen Lebens. |
Häufig gestellte Fragen zur Klagemauer
Hier sind einige der häufigsten Fragen, die Besucher zur Klagemauer stellen:
Ist die Klagemauer wirklich nur 18 Meter hoch?
Ja, der sichtbare und öffentlich zugängliche Teil der Klagemauer, an dem gebetet wird, ist etwa 18 Meter hoch. Die gesamte Länge der ursprünglichen Westmauer ist jedoch wesentlich länger und erstreckt sich auch unterirdisch. Durch archäologische Ausgrabungen wurden Tunnel freigelegt, die zeigen, dass die Mauer viel tiefer in die Erde reicht und sich über Hunderte von Metern unterhalb der heutigen Gebäude erstreckt.
Warum wird sie „Klagemauer“ genannt?
Der Name „Klagemauer“ entstand historisch aus der Praxis der Juden, hier über die Zerstörung des Tempels und das Leid ihres Volkes zu klagen und zu beten. Der offizielle hebräische Name ist „Kotel Ma'aravi“, was einfach „Westmauer“ bedeutet.
Können auch Nicht-Juden die Klagemauer besuchen?
Ja, die Klagemauer ist für Besucher aller Glaubensrichtungen zugänglich. Es wird jedoch erwartet, dass man die religiösen Bräuche und die Etikette des Ortes respektiert, wie die Geschlechtertrennung am Gebetsplatz und die Kopfbedeckung für Männer.
Was passiert mit den Zetteln, die in die Mauer gesteckt werden?
Die Gebetszettel, auch „Kvitlach“ genannt, werden zweimal im Jahr von speziellen Rabbinern gesammelt. Da sie als heilig gelten und persönliche Gebete an Gott enthalten, dürfen sie nicht einfach weggeworfen oder verbrannt werden. Stattdessen werden sie in speziellen Behältern zum Tempelberg gebracht und dort unter der Erde begraben, in einem Ritus, der ihre Heiligkeit ehrt.
Was ist der Tempelberg und seine Beziehung zur Klagemauer?
Der Tempelberg ist die erhöhte Plattform in der Altstadt Jerusalems, auf der einst der Erste und Zweite Jüdische Tempel standen. Die Klagemauer ist die westliche Stützmauer dieser Plattform und somit ein integraler Bestandteil des Tempelbergs. Heute beherbergt der Tempelberg auch den Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee, was ihn zu einem der umstrittensten und heiligsten Orte der Welt macht.
Die Klagemauer ist somit weit mehr als nur ein alter Steinbau. Sie ist ein Ort der Geschichte, der Spiritualität und der tiefen persönlichen Verbindung, die Generationen von Gläubigen über Jahrtausende hinweg geprägt hat und weiterhin prägen wird. Ein Besuch hier ist eine Reise ins Herz des jüdischen Glaubens und ein tiefes Eintauchen in die Seele Jerusalems.
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