Was sind die einzelnen Abschnitte der Evangelien?

Der Wortgottesdienst: Herzstück der Messfeier

26/10/2025

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Die heilige Messe ist ein zentraler Pfeiler des christlichen Lebens, ein Ort der Begegnung mit Gott und der Gemeinschaft. Innerhalb dieser feierlichen Liturgie nimmt der Wortgottesdienst eine besonders herausragende Stellung ein. Er ist weit mehr als nur das Vorlesen alter Texte; er ist eine lebendige Begegnung mit der göttlichen Offenbarung, eine Nahrung für die Seele und eine Quelle der Inspiration für unser tägliches Leben. Hier spricht Gott selbst zu uns, und wir sind eingeladen, zuzuhören, zu verstehen und zu antworten. Dieser Artikel beleuchtet die einzelnen Abschnitte des Wortgottesdienstes und hilft Ihnen, ihre tiefe Bedeutung und ihren Aufbau besser zu verstehen.

Wir wollen eins sein in unserem Glauben, und der Wortgottesdienst bietet eine wunderbare Gelegenheit, diese Einheit zu erleben und zu vertiefen. Es ist ein Versuch, zeitgemäße Antworten auf ewige Fragen zu finden, indem wir uns auf das Wort verlassen, das uns seit Jahrtausenden leitet und trägt.

Inhaltsverzeichnis

Der Aufbau des Wortgottesdienstes: Eine Verstehenshilfe

Der Wortgottesdienst ist sorgfältig strukturiert, um die Gläubigen schrittweise in die göttliche Botschaft einzuführen und sie auf die Verkündigung des Evangeliums vorzubereiten. Jeder Teil hat seine eigene Funktion und Bedeutung, die zusammen ein reiches Panorama der göttlichen Offenbarung entfalten.

Die Erste Lesung: Wurzeln im Alten Testament

Der Wortgottesdienst beginnt in der Regel mit der Ersten Lesung. Diese stammt meist aus dem Alten Testament und legt die Fundamente für die spätere Verkündigung Christi. Sie zeigt die Geschichte des Heils, die Bundestreue Gottes zu seinem Volk und die Vorbereitung auf die Ankunft des Messias. In der Osterzeit jedoch weicht diese Regel ab: Hier wird stattdessen aus der Apostelgeschichte gelesen. Dies unterstreicht die Bedeutung der frühen Kirche und des Wirkens des Heiligen Geistes nach der Auferstehung Christi. Die Erste Lesung verbindet uns mit den Ursprüngen unseres Glaubens und zeigt die Kontinuität von Gottes Plan der Erlösung durch die Geschichte hindurch.

Der Antwortgesang: Die Gemeinde antwortet

Auf die Erste Lesung folgt der Antwortgesang. Dies ist keine bloße musikalische Einlage, sondern eine aktive Teilnahme der Gemeinde am Wort Gottes. Ursprünglich ist dies ein passender Psalm, der als meditative Antwort auf das Gehörte dient. Der Psalmtext, oft ein Gebet oder ein Lobpreis, hilft der Gemeinde, das Gehörte innerlich zu verarbeiten und in Gebet und Reflexion zu vertiefen. Häufig wird an dieser Stelle ein passendes Lied gesungen, das den Inhalt des Psalms oder der Lesung aufgreift und die gemeinsame Antwort ermöglicht. Es ist ein Moment der Besinnung und des gemeinsamen Gebets.

Die Zweite Lesung: Aus den Briefen und Offenbarungen des Neuen Testaments

Die Zweite Lesung wird aus jenen neutestamentlichen Texten genommen, die nicht zu den vier Evangelien gehören. Dies sind primär die Briefe der Apostel (z.B. Paulusbriefe, Petrusbriefe) oder Abschnitte aus der Offenbarung des Johannes. Diese Lesungen bieten uns Einblicke in die Lehre der Apostel, die Auslegung des Glaubens für die frühe Kirche und Anleitungen für das christliche Leben. Sie ergänzen die heilsgeschichtliche Perspektive der Ersten Lesung und bereiten auf die direkte Botschaft Christi im Evangelium vor.

Liturgisch sind sonntags immer zwei Lesungen vorgeschrieben. Es gibt jedoch Ausnahmen: Aus einem sogenannten „pastoralen Notstand“ kann eine Lesung entfallen. Dies ist oft der Fall, wenn die Zeit knapp ist oder wenn man sich bewusst auf eine Kernbotschaft konzentrieren möchte, um die Aufmerksamkeit der Gemeinde nicht zu überfordern. Die Entscheidung, eine Lesung wegzulassen, basiert auf dem Motto „weniger ist manchmal mehr“, um sicherzustellen, dass die ausgewählte Lesung die größte Relevanz für die Gemeinde hat und besser verinnerlicht werden kann.

Das Halleluja: Der Ruf der Freude und Begrüßung Christi

Mit dem Halleluja beginnt der feierliche Evangelienteil. Das Halleluja ist ein hebräischer Ausdruck, der „Lobt den Herrn!“ bedeutet, ein Ruf der Freude und des Triumphs. In der Liturgie ist es das Zeichen dafür, dass Jesus Christus selbst im Evangelium zu uns sprechen wird. Aus diesem tiefen Respekt und der Erkenntnis, dass wir der Gegenwart Christi begegnen, erheben wir uns dazu. Das Halleluja ist eine feierliche Begrüßung Christi, der sich uns durch sein Wort offenbart. Wenn nur eine Lesung vorgetragen wird, wird oft entweder ein Antwortgesang oder das Halleluja verwendet, selten beides, um die Feierlichkeit und den Fokus zu wahren.

Das Evangelium: Christus spricht zu uns

Nun folgt der Höhepunkt des Wortgottesdienstes: der Evangelientext. Hier hören wir die direkten Worte Jesu, seine Taten und seine Botschaft der Erlösung. Die Kirche legt großen Wert darauf, dass die Gläubigen im Laufe der Zeit die gesamte Breite der Evangelien kennenlernen. Deshalb sind die einzelnen Abschnitte der Evangelien auf drei Lesejahre verteilt:

  • Lesejahr A: Folgt vornehmlich dem Evangelium nach Matthäus.
  • Lesejahr B: Widmet sich hauptsächlich dem Evangelium nach Markus.
  • Lesejahr C: Konzentriert sich auf das Lukas-Evangelium.

Texte aus dem Johannes-Evangelium prägen in allen Lesejahren vor allem die Osterzeit und füllen das Lesejahr B auf, da das kurze Markus-Evangelium allein nicht ausreicht, um das gesamte Jahr zu bestreiten. Dieses System der Lesejahre stellt sicher, dass die Gemeinde innerhalb eines dreijährigen Zyklus die wesentlichen Teile aller vier Evangelien hört und so ein umfassendes Bild vom Leben und Wirken Jesu erhält.

Die feierliche Verehrung des Evangelienbuches

Beim feierlichen Gottesdienst wird das Evangelienbuch oft von Leuchtern begleitet. Kerzen sind seit jeher Symbole für die Gegenwart Christi, der sich selbst als das Licht der Welt bezeichnete. Dies soll verdeutlichen, dass in diesem Wort Jesus Christus selbst zu uns spricht, dass es lebendig und leuchtend ist. Oft wird das Evangelienbuch auch mit Weihrauch verehrt, was seine Bedeutung als heiliges Wort Gottes und die besondere Verehrung unterstreichen soll, die dem Wort Gottes gebührt.

Der Dialog vor der Verkündigung

Bevor der Evangelientext vorgelesen wird, findet ein bedeutungsvoller Dialog zwischen dem Zelebranten (Diakon oder Priester) und der Gemeinde statt:

Der Zelebrant sagt:
„Der Herr sei mit euch.“
Die Gemeinde antwortet:
„Und mit deinem Geiste.“

Dieser Gruß ist ein alter liturgischer Ruf, der die Anwesenheit Gottes in der Versammlung betont und die Gemeinde auf die heilige Handlung vorbereitet.

Darauf folgt ein Einleitungssatz, der angibt, aus welchem Evangelium heute vorgelesen wird:
„Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (oder Matthäus, Markus, Johannes)“

Der Zelebrant bezeichnet dabei den Beginn des Evangelienabschnittes, der nun vorgetragen werden soll, mit einem Kreuzzeichen. Dies ist ein Zeichen der Ehrfurcht und der Segnung über das Wort, das verkündet wird.

Die Gemeinde antwortet darauf:
„Ehre sei dir, o Herr.“

Dabei bezeichnen sich alle die Stirn, den Mund und die Brust mit einem kleinen Kreuz. Dies ist ein tief symbolischer Akt: Es soll zum Ausdruck bringen, dass uns die Botschaft des Evangeliums dazu helfen soll, Gutes zu denken (Stirn), zu sagen (Mund) und auch zu tun (Brust). Es ist ein persönliches Gebet, das Wort Gottes in unser ganzes Sein aufzunehmen.

Der Abschluss des Evangeliums

Am Ende des Evangelienabschnitts sagt der Priester oder Diakon:
„Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.“
Die Gemeinde antwortet:
„Lob sei dir, Christus.“

Dabei küsst der Priester oder Diakon symbolisch das Evangelienbuch zum Zeichen der Verehrung und der Dankbarkeit für das empfangene Wort Gottes. Dieser Kuss ist eine Geste der Liebe und der Ehrfurcht vor dem lebendigen Wort Christi.

Die Homilie (Predigt): Das Wort lebendig werden lassen

Nach dem Evangelium folgt die Homilie oder Predigt. Der Priester oder Diakon legt hier das Gehörte aus, verbindet es mit unserem Leben und hilft uns, die Botschaft auf unsere aktuelle Situation anzuwenden. Die Predigt ist keine bloße theologische Abhandlung, sondern eine Ermutigung, eine Ermahnung und eine Vertiefung dessen, was im Wortgottesdienst verkündet wurde. Sie hilft uns, die Bedeutung der Schrift für unseren Alltag zu erfassen und in die Tat umzusetzen.

Warum ist der Wortgottesdienst so wichtig?

Der Wortgottesdienst ist von immenser Bedeutung für unseren Glauben. Er ist die Quelle, aus der wir geistliche Nahrung schöpfen. Durch die Lesungen und das Evangelium werden wir mit der Geschichte Gottes mit den Menschen vertraut gemacht, wir lernen die Lehren Jesu kennen und werden in seinem Geist unterwiesen. Es ist ein Moment der Stille und des Hörens, in dem wir uns für die göttliche Führung öffnen. Das regelmäßige Hören des Wortes Gottes stärkt unseren Glauben, formt unser Gewissen und leitet uns auf dem Weg zu einem christlichen Leben. Es ist ein lebendiges Treffen mit Christus, der in seinem Wort gegenwärtig ist und zu jedem Einzelnen von uns spricht.

Häufig gestellte Fragen zum Wortgottesdienst

Warum stehen wir beim Evangelium?

Wir stehen beim Evangelium als Zeichen des Respekts und der Ehrfurcht vor Jesus Christus. Im Evangelium spricht Christus selbst zu uns, und das Stehen ist eine Haltung der Aufmerksamkeit und der Bereitschaft, sein Wort zu empfangen und ihm zu folgen. Es ist eine Haltung, die an die Jünger erinnert, die aufstanden, wenn Jesus sprach.

Was bedeuten die kleinen Kreuzzeichen vor dem Evangelium?

Die drei kleinen Kreuzzeichen auf Stirn, Mund und Brust sind ein tief symbolischer Akt. Sie bedeuten, dass wir die Botschaft des Evangeliums mit unserem Verstand erfassen (Stirn), sie mit unserem Mund bekennen und verkünden (Mund) und sie in unserem Herzen bewahren und in die Tat umsetzen wollen (Brust). Es ist ein Gebet, dass das Wort Gottes unser ganzes Sein durchdringen möge.

Warum gibt es drei Lesejahre für das Evangelium?

Das System der drei Lesejahre (A, B, C) wurde eingeführt, um sicherzustellen, dass die Gläubigen im Laufe der Zeit die wesentlichen Teile aller vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) hören. Dies bietet ein umfassenderes Bild vom Leben, den Lehren und dem Wirken Jesu und verhindert, dass bestimmte Evangelien oder Passagen über Jahre hinweg nicht gehört werden.

Wird immer eine Zweite Lesung gelesen?

Liturgisch sind sonntags immer zwei Lesungen vor dem Evangelium vorgesehen. Aus „pastoralem Notstand“ kann jedoch eine Lesung entfallen. Dies geschieht oft, um die Dauer des Gottesdienstes anzupassen oder um die Konzentration der Gemeinde auf eine spezifische Botschaft zu lenken, wenn man der Meinung ist, dass „weniger manchmal mehr“ ist.

Wer liest die Lesungen und das Evangelium?

Die Erste und Zweite Lesung werden in der Regel von einem Lektor oder einer Lektorin vorgetragen, also von Laien, die für diesen Dienst ausgebildet sind. Das Evangelium wird jedoch immer von einem geweihten Amtsträger – einem Diakon oder einem Priester – verkündet. Dies unterstreicht die besondere Bedeutung des Evangeliums als die direkte Botschaft Christi, die durch das geweihte Amt weitergegeben wird.

Der Wortgottesdienst ist somit ein facettenreicher und tiefer Teil der Messfeier, der uns einlädt, uns aktiv mit der göttlichen Offenbarung auseinanderzusetzen und uns von ihr formen zu lassen. Er ist ein Geschenk, das uns immer wieder neu die Möglichkeit gibt, Gottes Stimme zu hören und in seinem Licht zu wandeln.

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