18/01/2025
In der reichen Geschichte der Bibel tauchen viele Namen auf, die oft für Verwirrung sorgen können. Einer dieser Namen ist Philippus, der in verschiedenen Kontexten erscheint. Doch wer war er wirklich, und warum ist es wichtig, die verschiedenen Personen dieses Namens zu unterscheiden? Dieser Artikel beleuchtet insbesondere Philippus, den Evangelisten, eine Schlüsselfigur der frühen christlichen Kirche, dessen Leben ein leuchtendes Beispiel für Glauben, Gehorsam und hingebungsvollen Dienst ist.

Der Name Philippus selbst ist griechischen Ursprungs und bedeutet „Pferdefreund“. Eine passende Bedeutung für jemanden, der so dynamisch und zielstrebig das Evangelium verbreitete und dabei weite Wege zurücklegte, um die Botschaft Christi zu den Menschen zu bringen. Doch bevor wir uns dem Evangelisten Philippus widmen, ist es hilfreich, einen kurzen Überblick über die anderen biblischen Persönlichkeiten mit diesem Namen zu geben, um Klarheit zu schaffen.
Die verschiedenen Philippus-Figuren in der Bibel
Die Heilige Schrift erwähnt mehrere Personen namens Philippus, was oft zu Verwechslungen führt. Es ist entscheidend, diese voneinander abzugrenzen, um die spezifische Rolle und Bedeutung jedes Einzelnen zu verstehen:
- Philippus, der Apostel: Er war einer der zwölf Jünger Jesu, gebürtig aus Bethsaida in Galiläa. Jesus selbst berief ihn mit den Worten „Folge mir nach!“ (Joh 1,43). Er führte Nathanael zu Jesus und spielte eine Rolle bei der Speisung der Fünftausend, als Jesus ihn auf die Probe stellte (Joh 6,5-7). Bekannt ist er auch für seine Bitte an Jesus: „Herr, zeige uns den Vater“ (Joh 14,8), woraufhin Jesus antwortete: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Dieser Philippus war ein direkter Zeuge des Wirkens Jesu.
- Philippus, der Evangelist: Dies ist die Hauptfigur unseres Artikels. Er war einer der „Sieben“, die ausgewählt wurden, um sich um die Verteilung an die bedürftigen Heiligen in Jerusalem zu kümmern (Apg 6,5). Später wird er ausdrücklich als „Philippus, der Evangelist“ bezeichnet (Apg 21,8). Sein Dienst war geprägt von der Verkündigung des Evangeliums und dem Wirken von Wundern.
- Herodes Philippus I.: Ein Sohn Herodes des Großen, der mit Herodias verheiratet war. Herodias verließ ihn später, um mit seinem Bruder Herodes Antipas zusammenzuleben, eine Handlung, die von Johannes dem Täufer verurteilt wurde (Mt 14,3; Mk 6,17; Lk 3,19).
- Herodes Philippus II. (oder Philippus der Tetrarch): Ein weiterer Sohn Herodes des Großen. Er war der Tetrarch von Ituräa und Trachonitis (Lk 3,1) und gründete die Stadt Caesarea Philippi (Mt 16,13; Mk 8,27).
Es ist wichtig hervorzuheben, dass der Apostel Philippus und Philippus der Evangelist zwei unterschiedliche Personen sind, obwohl ihre Geschichten manchmal miteinander vermischt werden. Die uns vorliegende Information konzentriert sich auf Philippus, den Evangelisten, dessen Lebensweg ein tiefes Verständnis für Gottes Führung und die Kraft des Evangeliums offenbart.
Philippus, der Evangelist: Ein Leben im Dienst Gottes
Philippus der Evangelist war ein Mann von tiefem Glauben und Gehorsam, dessen Leben ein leuchtendes Zeugnis für die frühe Ausbreitung des Christentums ist. Seine Geschichte beginnt in Jerusalem, wo er als einer der „Sieben“ ausgewählt wurde, um die Apostel bei der Versorgung der armen Gemeindemitglieder zu entlasten. Dies zeigt seine anfängliche Rolle im praktischen Dienst innerhalb der Gemeinschaft.
Die Ausbreitung des Evangeliums in Samaria
Als die Verfolgung in Jerusalem einsetzte und die Gläubigen zerstreut wurden, floh Philippus nach Samaria. Dies war ein entscheidender Moment, denn die Samariter galten für die Juden als Außenseiter. Doch Philippus zögerte nicht, dort Christus zu predigen. Sein Dienst in Samaria war außerordentlich erfolgreich: Er wirkte Wunder, trieb unreine Geister aus und heilte viele Gelähmte und Lahme. Das Ergebnis war eine große Freude in der Stadt, und viele Männer und Frauen glaubten und wurden getauft (Apg 8,1-8). Die Nachricht von der Annahme des Wortes Gottes in Samaria erreichte die Apostel in Jerusalem, die daraufhin Petrus und Johannes entsandten, um durch Handauflegung den Heiligen Geist zu vermitteln (Apg 8,14-17). Dies unterstreicht die Authentizität und den Erfolg von Philippus' missionarischem Wirken.
Die wundersame Begegnung mit dem äthiopischen Kämmerer
Ein weiteres herausragendes Beispiel für Philippus' Gehorsam und Gottes Führung ist die Begegnung mit dem äthiopischen Kämmerer. Nachdem sein Dienst in Samaria abgeschlossen war, erhielt Philippus eine direkte Anweisung von einem Engel des Herrn: Er sollte sich auf den Weg in die Wüste nach Gaza machen. Ohne zu zögern, gehorchte Philippus. Dort traf er auf einen hochrangigen Beamten der äthiopischen Königin Kandake, der in seinem Wagen saß und aus dem Propheten Jesaja las. Gott hatte diesen Mann vorbereitet.
Der Geist des Herrn forderte Philippus auf, sich dem Wagen zu nähern. Philippus fragte den Kämmerer, ob er verstünde, was er lese. Der Kämmerer antwortete, wie könne er es verstehen, wenn ihm niemand helfe? Er lud Philippus ein, zu ihm in den Wagen zu steigen. Philippus erklärte ihm die Schriftstelle aus Jesaja 53, die von dem leidenden Knecht Gottes spricht, und predigte ihm Christus. Als sie an ein Gewässer kamen, fragte der Kämmerer: „Was hindert mich daran, getauft zu werden?“ Philippus zögerte nicht und taufte ihn umgehend. Nach der Taufe wurde Philippus auf wundersame Weise vom Geist des Herrn entrückt und an einen anderen Ort gebracht, während der Kämmerer seinen Weg mit Freude fortsetzte (Apg 8,26-40). Diese Episode zeigt Philippus' Bereitschaft, sich von Gott leiten zu lassen, selbst in unerwarteten und abgelegenen Situationen.
Späterer Dienst und Familie
Nach der Entrückung wurde Philippus in Asdod gefunden, von wo aus er in allen Städten predigte, bis er nach Caesarea kam. Viele Jahre später, als der Apostel Paulus auf seiner letzten Reise nach Jerusalem war, wohnte Philippus noch immer in Caesarea. Er empfing Paulus und seine Gefährten in seinem Haus. Die Apostelgeschichte erwähnt, dass Philippus vier Töchter hatte, Jungfrauen, die weissagten (Apg 21,8.9). Dies ist ein bemerkenswertes Detail, das die geistliche Atmosphäre in seinem Haushalt und die Anerkennung prophetischer Gaben bei Frauen in der frühen Kirche unterstreicht. Philippus' Leben ist somit ein herausragendes Beispiel für jemanden, der sich in seinem Dienst für Gott unter der unmittelbaren Führung Gottes befand und dessen Familie ebenfalls aktiv im Glauben stand.
Vergleich: Philippus der Apostel vs. Philippus der Evangelist
Um die Verwirrung um die beiden prominentesten Philippus-Figuren in der Bibel endgültig zu beseitigen, ist ein direkter Vergleich hilfreich:
| Merkmal | Philippus, der Apostel | Philippus, der Evangelist |
|---|---|---|
| Biblische Rolle | Einer der zwölf Jünger Jesu | Einer der „Sieben“, später als Evangelist bezeichnet |
| Herkunftsort | Bethsaida in Galiläa | Ursprünglich in Jerusalem tätig |
| Hauptaktivität | Direkter Begleiter und Schüler Jesu; Zeuge Seines Lebens und Wirkens | Evangelisation und Missionsarbeit (Samaria, äthiopischer Kämmerer) |
| Erwähnung in der Apostelgeschichte | Apg 1,13 (bei der Wahl des Matthias) | Apg 6,5; 8,1-40; 21,8.9 (ausführlich beschrieben) |
| Besonderheiten | Fragte Jesus, den Vater zu zeigen; führte Nathanael zu Jesus | Wirkte Wunder in Samaria; taufte den äthiopischen Kämmerer; hatte vier weissagende Töchter |
| Todesort/Legenden | Traditionell in Hierapolis gekreuzigt; oft mit Drachenlegende verbunden | Starb wahrscheinlich in Hierapolis; Grab wurde 2012 entdeckt (Anmerkung: oft mit dem Apostel verwechselt) |
Die Verwechslung zwischen den beiden Philippus-Figuren ist historisch belegt. Eusebius von Caesarea, ein früher Kirchenhistoriker, berichtete ebenfalls vom Tod des Johannes und des Philippus, wobei die genaue Zuordnung oft unklar blieb. Selbst bei der Entdeckung eines Grabes in Hierapolis im Jahr 2012, das dem Apostel Philippus zugeschrieben wurde, gab es Hinweise, dass es sich dabei offensichtlich um Philippus, den Evangelisten, handeln könnte.
Legenden, Reliquien und Gedenken
Um Philippus ranken sich zahlreiche Legenden und Traditionen, die oft die Geschichten des Apostels und des Evangelisten vermischen. Eine bekannte Legende erzählt, wie Philippus 20 Jahre lang in Skythien predigte, wo er einen gewaltigen Drachen besiegte, Tote auferweckte und Kranke heilte. Diese Geschichten, die seine Macht über das Böse und seine Heilungsfähigkeiten betonen, sind jedoch oft dem Apostel Philippus zugeordnet.
Die Überlieferung besagt, dass Philippus, der Evangelist, mit seinen drei Töchtern in Hierapolis (heute Pamukkale, Türkei) lebte und dort starb. Seine Töchter, Mariamna und Philippa, sollen ebenfalls dort begraben sein, während die dritte Tochter in Ephesus bestattet wurde. Die Erwähnung der weissagenden Töchter in der Apostelgeschichte (Apg 21,8f) stützt diese Verbindung und macht es wahrscheinlich, dass die Legenden um die Töchter sich auf den Evangelisten beziehen.

Reliquien und Verehrung
Reliquien, die Philippus zugeschrieben werden, gelangten über Konstantinopel nach Rom. Dort liegen sie zusammen mit Reliquien des Jakobus des Jüngeren in der Basilika dei Santi Dodici Apostoli. Eine Radiokarbondatierung im Jahr 2020 deutete jedoch darauf hin, dass diese Reliquien eher aus der Zeit um 300 n. Chr. stammen, was die Authentizität der direkten Verbindung zu Philippus in Frage stellt. Weitere Reliquien sollen sich im Kloster Andechs, in Altötting in Bayern, in Köln und in Paris befinden.
In der Kunst wird Philippus oft mit einem Buch oder einem Brotlaib dargestellt, was an das Brotvermehrungswunder erinnert. Gelegentlich erscheint er auch als Drachentöter, mit zertrümmerten Götzenbildern oder einem T-förmigen Kreuz, was auf seinen Märtyrertod hinweist, der oft dem Apostel zugeschrieben wird. Er ist der Patron von Sorrent, Dieppe, Philippeville, Brabant und Luxemburg, sowie der Städte Speyer und Philippsburg, die nach ihm benannt wurde (Udenheim wurde 1623 von Bischof Philipp Christoph von Sötern in Philippsburg umbenannt).
Bauernregeln und Gedenktag
Der Gedenktag des Philippus (gemeinsam mit Jakobus dem Jüngeren) ist der 3. Mai. Dieser Tag ist auch in der Volksfrömmigkeit verankert, wie die sogenannten Bauernregeln zeigen:
- „Phillip und Jakob nass / macht dem Bauern großen Spass.“
- „Regen am Phillip- und Jakobitag deutet ein fruchtbares Jahr an.“
- „Auf Philippi und Jakobi Regen / folgt ein großer Erntesegen.“
Die „Philippusnacht“ am Vorabend seines Gedenktages galt zudem als eine Art Freinacht, in der allerlei Schabernack getrieben wurde.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu Philippus
Wer war Philippus der Evangelist?
Philippus der Evangelist war ein bedeutendes Mitglied der frühen christlichen Gemeinde in Jerusalem, einer der „Sieben“, die für den Dienst an den Armen ausgewählt wurden. Später wurde er zu einem reisenden Prediger, der das Evangelium in Samaria und anderen Städten verkündete und dabei Wunder wirkte. Er ist bekannt für seine Begegnung mit dem äthiopischen Kämmerer und seine vier weissagenden Töchter.
Welche Wunder vollbrachte Philippus?
In Samaria vollbrachte Philippus bemerkenswerte Wunder, darunter das Austreiben unreiner Geister und die Heilung vieler Gelähmter und Lahmer. Diese Taten bestätigten seine Botschaft und führten zur Bekehrung vieler Menschen. Die Bibel erwähnt auch indirekt seine Fähigkeit, durch göttliche Führung an verschiedene Orte transportiert zu werden, wie nach der Taufe des äthiopischen Kämmerers.
Was geschah mit dem äthiopischen Kämmerer?
Der äthiopische Kämmerer war ein hoher Beamter der Königin Kandake. Auf seiner Heimreise von Jerusalem las er aus dem Propheten Jesaja. Philippus wurde von einem Engel angewiesen, ihn zu treffen und erklärte ihm die Schriftstellen, die auf Jesus hinwiesen. Der Kämmerer glaubte an Christus und bat um die Taufe, die Philippus ihm umgehend spendete. Nach der Taufe setzte der Kämmerer seinen Weg mit großer Freude fort.
Hatte Philippus Töchter und was ist über sie bekannt?
Ja, die Apostelgeschichte (21,8.9) berichtet, dass Philippus vier Töchter hatte, die Jungfrauen waren und die Gabe der Weissagung besaßen. Dies deutet auf eine geistlich geprägte Familie hin und unterstreicht die Rolle von Frauen im prophetischen Dienst der frühen Kirche. Traditionen besagen, dass sie in Hierapolis und Ephesus begraben wurden.
Wo befindet sich das Grab des Apostels Philippus?
Im April 2012 wurde in Hierapolis (heutige Türkei) ein sensationeller Fund bekannt gegeben: das Grab des Apostels Philippus. Es wird jedoch oft angemerkt, dass es sich bei diesem Grab wahrscheinlich um das von Philippus, dem Evangelisten, handelt, da die Überlieferungen ihn mit Hierapolis verbinden und der Apostel Philippus an anderen Orten als Märtyrer verehrt wird.
Die bleibende Botschaft des Philippus
Das Leben des Philippus, des Evangelisten, ist eine kraftvolle Erinnerung an die Bedeutung des Gehorsams gegenüber Gottes Führung und die weitreichenden Auswirkungen eines hingebungsvollen Dienstes. Ob in Samaria, wo er mutig das Evangelium in einer feindseligen Umgebung verkündete, oder in der Wüste, wo er einem einzelnen Suchenden die Wahrheit offenbarte – Philippus war stets bereit, sich von Gott gebrauchen zu lassen. Seine Geschichte lehrt uns, dass Gott diejenigen benutzt, die bereit sind, zu gehen, wohin Er sie sendet, und zu sprechen, was Er ihnen ins Herz legt, um Seine Botschaft der Hoffnung und Erlösung in die Welt zu tragen. Er ist ein leuchtendes Vorbild für alle, die das Evangelium verkündigen und ein Leben im Dienst Gottes führen wollen.
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