Was ist das Beten am Morgen?

Die Zukunft der Kirche: Eine Vision der Erneuerung

24/03/2025

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Die Frage nach der Aufgabe der modernen Kirche ist aktueller denn je. In einer sich stetig wandelnden Welt, konfrontiert mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen, Vertrauenskrisen und dem unüberhörbaren Ruf nach mehr Gerechtigkeit, ringt die Kirche um ihre Rolle und Relevanz. Zahlreiche engagierte Stimmen, insbesondere von führenden Frauen innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland, formulieren präzise Visionen und konkrete Forderungen. Sie betonen, dass die Zukunft der Kirche untrennbar mit ihrer Fähigkeit verbunden ist, sich grundlegend zu erneuern, überkommene Diskriminierungen zu überwinden und das Evangelium in einer zeitgemäßen, überzeugenden und vor allem glaubwürdigen Weise zu leben. Es geht darum, eine Gemeinschaft zu schaffen, die nahbar, inklusiv und zukunftsfähig ist – eine Kirche, in der alle Gläubigen ihre vielfältigen Charismen entfalten können und die sich mutig den drängenden Herausforderungen der Zeit stellt.

Welche Laien nehmen an der Synode teil?
Synoden-Organisator Kardinal Mario Grech hatte zuletzt appelliert, in den Ortskirchen für das Gelingen der Synode zu beten, an der neben Bischöfen und Priestern erstmals auch männliche und weibliche Laien teilnehmen.

Diese Visionen sind kein Ausdruck von Resignation, sondern von einer tiefen Liebe zur Kirche und dem Wunsch, sie zu einem Ort zu machen, an dem sich jeder Mensch wirklich zu Hause fühlen kann. Sie spiegeln die Hoffnung wider, dass die Kirche ihre innere Kraft neu entdecken und als Leuchtturm für Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit in der Welt wirken kann.

Eine geschwisterliche und nahbare Kirche: Visionen für die Zukunft

Die Vorstellung einer Kirche, die das Wort Jesu nicht nur verkündet, sondern es in jedem Aspekt des Alltags auch lebt, ist ein zentraler und wiederkehrender Gedanke in den Forderungen nach Erneuerung. Andrea Voß-Frick, eine der Initiatorinnen von "Maria 2.0", malt ein zutiefst inklusives Bild: eine Kirche, in der jeder Mensch – ob Frau oder Mann, Kind oder Greis, homo oder hetero, arm oder reich, gebunden oder ungebunden, zusammen oder allein – an jedem Ort willkommen ist und in jeder Berufung seinen Platz findet, als lebendiger Widerschein von Gottes liebendem Blick. Es ist eine Kirche, in der Freude und Leid, Brot und Wein geteilt werden, in der getanzt, gelacht und gefeiert wird. In dieser Kirche, so ihre Vision, siegen Mut und Liebe, Barmherzigkeit und Mitgefühl über Angst und Machtgier, über Ausgrenzung und Selbstmitleid.

Lisi Maier, die Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), wagt einen konkreten Blick in die Zukunft, datiert auf den 8. März 2039, den Weltfrauentag. Sie stellt sich vor, wie in Deutschland die erste Frau von den Gläubigen in ihrem Bistum zur Bischöfin gewählt wird. In den Gottesdiensten, die sie besucht, predigen Frauen und Männer gemeinsam, und die Partnerin ihres Sohnes befindet sich in der Ausbildung zur Priesterin. Ihre Vision umfasst eine Gemeinde, in der Kinder und Jugendliche, Frauen und Männer, Geweihte und Nicht-Geweihte gemeinsam Verantwortung für die Gestaltung des Kirchenalltags, für das Zusammenleben in der Gemeinde und für die dafür notwendigen Finanzen übernehmen. Für Lisi Maier ist dies eine geschwisterliche Kirche, in der Frauen im Alltag und in der Leitung absolut gleichberechtigt sind. Zugleich soll sie eine nahbare Kirche sein, die eine klare Sprache spricht und deutlich Stellung zu den Ungerechtigkeiten in der Welt bezieht, eine offene Kirche, die sich als weltweite Gemeinschaft von Gleichberechtigten auf dem Weg begreift.

Auch Anke Klaus, die Bundesvorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), teilt diesen Wunsch nach einer einladenden und wertschätzenden Kirche. Sie betont die Notwendigkeit, dass die Kirche sich der Komplexität und Vielfalt menschlicher Lebenssituationen und -entwürfe bewusst ist. Sie soll proaktiv auf alle Menschen zugehen, niemanden ausgrenzen und besonders Arme und Benachteiligte in ihren Reihen aufnehmen. In einer solchen modernen Kirche sollen Christinnen und Christen noch stärker dazu beflügelt werden, aktiv an der Schaffung einer gerechteren Welt mitzuwirken.

Frauen in Führungspositionen: Eine ungenutzte Chance für die Kirche

Die mangelnde Beteiligung von Frauen in leitenden Positionen wird von vielen Expertinnen als eine der größten strukturellen Schwächen der aktuellen Kirchenstruktur identifiziert, die die Glaubwürdigkeit der Kirche massiv beeinträchtigt. Gisela Muschiol, Theologie-Professorin an der Universität Bonn und Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, äußert ein tiefes, staunendes Unverständnis darüber, dass die Kirche die vielfältigen Begabungen von mehr als der Hälfte ihrer Mitglieder – den Frauen – ungenutzt lässt. Sie sieht es als eine ihrer derzeit dringendsten Aufgaben an, aktiv an Veränderungen mitzuarbeiten. Angesichts der anhaltenden Krisen, von denen einige definitiv "geschlechterdifferent" sind, weil sie vor allem systemisch mit Männern und deren Machtstrukturen verbunden sind, sieht sie große Chancen darin, der Kirche ein deutlich weiblicheres Gesicht zu geben.

Alina Oehler, eine freie Journalistin und Publizistin, erinnert daran, dass die Kirche in ihrer eigenen Tradition Frauen entgegen aller zeitgenössischen Umstände lange die gleiche, gerade auch intellektuelle Wertschätzung wie Männer erfahren haben. Sie verweist auf historische Beispiele: Frauen leiteten Gemeinden im antiken Griechenland und Rom, die Kirche verehrt Kirchenlehrerinnen, und es gab große Äbtissinnen mit Jurisdiktionsvollmachten, die ihnen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil leider genommen wurden. Eine mächtige Ordensfrau neben Papst und Bischöfen kann sich heute kaum noch jemand vorstellen – doch warum eigentlich? Alina Oehler fordert, dass Frauen stärker an der Leitung der Kirche beteiligt werden, damit das Reden vom "Genius der Frau" nicht folgenlos bleibt. Sie betont die Notwendigkeit, über das Amtsverständnis und die Verbindung von Weihe und Leitung zu sprechen, um Leitungspositionen auch für Laientheologen – männlich wie weiblich – wieder möglich zu machen. Die Betonung der Unmöglichkeit einer Frauenweihe dürfe nicht das Ende der Debatte im Vatikan sein, sondern gerade der Anstoß für eine Suche nach anderen Möglichkeiten, wobei die Tradition als "locus theologicus" (Ort theologischer Erkenntnis) genügend Inspiration biete.

Martina Kastner, die Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Freiburg, zieht Parallelen zu den Frauen vor über 100 Jahren, die für ihre Rechte in einer männlich dominierten Gesellschaft kämpften und etwas in Bewegung brachten, was heute selbstverständlich ist, wie das Frauenwahlrecht. Kirchlich engagierte Frauen kämpfen noch heute mit Widerständen, wenn sie sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Zwar gibt es Frauen in verantwortlichen Funktionen in Ordinariaten, Räten und Verbänden, aber nur, wenn diese Leitungspositionen nicht mit einem Weiheamt verbunden sind. Für sie ist der Zugang von Frauen zu allen Ämtern nicht nur ein "Frauenthema", sondern vielmehr eine Frage der Zukunftsfähigkeit der Kirche. Sie weist darauf hin, dass die derzeitige Situation, in der beinahe täglich erschütternde Nachrichten (vermutlich über Missbrauchsfälle) eingehen, eine Herausforderung darstellt, die nicht ohne Frauen zu meistern ist. Ein Blick in die Bibel helfe dabei, denn die Vormütter traten öfters auf den Plan, wenn die Männer nicht mehr weiterwussten – und damit änderte sich alles.

Daniela Engelhard aus dem Bistum Osnabrück, die 2002 die erste Seelsorgeamtsleiterin in einer deutschen Diözese war, betont, dass viele junge Katholikinnen eine andere Kirche wünschen, was besonders rund um die Jugendsynode im Vatikan deutlich wurde. Frauen werde "noch immer kein gleichwertiger Platz eingeräumt". Sie hält es für wichtig, diesen Ruf junger Menschen ernst zu nehmen, da es um die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer Verkündigung gehe. Jüngere wie Ältere erwarten baldige Reformen, doch Öffnungen in der Ämterfrage lassen auf sich warten. Deshalb schlägt sie vier konkrete Schritte vor, die schon bald umsetzbar wären: Erstens, den Anteil von Frauen auf den oberen Leitungsebenen der Diözesen weiter ausbauen, mit einem messbaren Ziel von mindestens 30% Frauen, die viel sichtbarer werden müssen. Zweitens, die Verantwortung von Frauen auch in der Liturgie abbilden, indem Pastoral- und Gemeindereferentinnen mehr Platz im Altarraum eingeräumt wird und regelmäßig Männer und Frauen predigen. Drittens, Frauen noch stärker in die Leitung von Kirchengemeinden einbinden und die kirchenrechtlichen Gestaltungsräume ausschöpfen. Viertens, Frauen in nennenswerter Anzahl bei den Beratungen und Entscheidungen der weltweiten Bischofsversammlungen beteiligen, wie es Papst Franziskus wünscht und wie es bei dem Anti-Missbrauchsgipfel in Rom durch herausragende Referate von Frauen gezeigt wurde. Kardinal Marx' Appell, "Mehr Frauen auf allen Ebenen der Kirche", sei entscheidend, und "Wir müssen das wirklich wollen und auch umsetzen!"

Glaubwürdigkeit und Strukturreformen: Antworten auf aktuelle Krisen

Die Kirche sieht sich mit schwerwiegenden Krisen konfrontiert, insbesondere den weltweit bekannt gewordenen Missbrauchsfällen, die das Vertrauen vieler Gläubiger zutiefst erschüttert haben. Anke Klaus fordert im Hinblick darauf eine umfassende Reform der Strukturen und Machtgefüge der Kirche. Die Überhöhung des Klerikerstandes müsse überwunden werden, und Frauen müssten signifikant mehr Leitungsfunktionen innerhalb der Kirche übernehmen. Sie wünscht sich eine Atmosphäre, die Konflikte und Kritik nicht nur zulässt, sondern sie als konstruktiv und förderlich anerkennt, sowie Menschen, die Veränderungen als Chance begreifen und den Mut haben, sich für diese Veränderungen einzusetzen.

Mechthild Heil, Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), unterstreicht, dass Chancengleichheit auf allen Ebenen der Politik und der Kirche herrschen muss, mit Frauen und Männern zu gleichen Teilen an den Rechten und Pflichten beteiligt. Für die Kirche bedeutet dies konkret den Zugang zu allen Diensten und Ämtern. Sie fordert mehr Ehrlichkeit beim Benennen von Fehlern und mehr Konsequenz bei der Veränderung der Struktur, um solche Fehler in Zukunft zu verhindern. Missbrauch von Menschen oder Macht sei ein solcher Verstoß, der nicht nur kirchenrechtliche, sondern selbstverständlich auch zivil- und strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen muss. Dies sei eine Frage des Verständnisses von Gerechtigkeit und Verantwortung.

Sabine Demel, Professorin für Kirchenrecht an der Universität Regensburg, stellt fest, dass Frauen auch heute noch wenig bis gar nichts in der Kirche zu sagen haben. Dies äußere sich im immer noch weithin sehr männlich geprägten Bild der Kirche in ihrer Erscheinung, Mentalität, Sprache und Spiritualität. Für sie ist es die Überzeugung, dass sich Realität und Institutionen nicht durch Wegbleiben oder Weggehen ändern, sondern durch persönliches Engagement, besonders wenn es getragen ist von einem gesunden Selbstbewusstsein mit einer guten Portion Rückgrat und von solidarischen Zusammenschlüssen Gleichgesinnter. Sie wünscht sich, dass sich die Gläubigen noch viel mehr als bisher vom unverkrampften und vorbehaltlosen Umgang Gottes mit Frauen inspirieren lassen. Nur so könne es gelingen, dass Frauen eines Tages das Bild von Kirche, Gesellschaft und Wissenschaft genauso bestimmen und öffentlich präsentieren wie dies die Männer bereits tun.

Dr. Katrin Brockmöller, Direktorin des Katholischen Bibelwerks, träumt davon, dass es in 20 Jahren in ihrer Nähe noch Kirche gibt – Orte, an denen Frauen und Männer mit ihr gemeinsam die Bibel lesen, beten und schweigen, und in ihrer Seele zärtlich den frischen Wind des Geistes entfachen. Sie sehnt sich nach spirituellen Zentren, wo das Evangelium verkündet und gelebt wird. Sie betont, dass der Verzicht auf klerikale Macht in allen Entscheidungsprozessen, der Zugang für Frauen zu allen Ämtern, die Zuwendung zum ganz normalen Leben in all seiner Vielfalt und das Vertrauen darauf, dass Gottes Kraft nicht normiert und kontrolliert werden muss, jetzt anstehen. Die Trauer und das Entsetzen über die heutige Situation entlasten sie nicht davon, die notwendigen Veränderungen klar zu benennen.

Die Rolle des Evangeliums und die Kraft des Miteinanders: Eine fortwährende Erneuerung

Neben den dringenden strukturellen Reformen und der Forderung nach umfassender Gleichberechtigung betonen die Stimmen auch die essenzielle Rückbesinnung auf die Kernbotschaft des Evangeliums und die Bedeutung eines tiefgreifenden gemeinschaftlichen Miteinanders. Schwester Magdalena Morgenstern, Konventsverantwortliche im Mutterhaus der Franziskanerinnen von Sießen, ist stolz darauf, einer Gemeinschaft anzugehören, deren Gründungsimpuls es vor über 160 Jahren war, Frauen Zugang zu schulischer und beruflicher Bildung zu ermöglichen. Obwohl sie sich persönlich in Frauenfragen nie besonders stark gemacht hat, wundert sie sich sehr über Bilder, auf denen nur Männer abgelichtet sind und die ein einseitiges Bild von Kirche transportieren. Sie verspürt zwar nicht den Wunsch zu kämpfen, um dazwischen zu sitzen, doch sie betont: "Als Frau bin und zeige ich das weibliche Gesicht der Kirche." Die Gegenseitigkeit von Mann und Frau sei für sie in den kirchlichen Strukturen verbindlich installiert, sei es im Leben mit den Sakramenten oder bei Fragen auf Leitungsebene. Sie bedauert es jedoch, dass es im Klerus kaum Bewegungen gibt, diese Gegenseitigkeit auch für sich zu installieren, und versteht nicht, dass dort kein Mangel empfunden wird. Eine viel wichtigere Frage für sie ist die nach der Prägekraft des Evangeliums im Leben von Männern und Frauen, die für sich in Anspruch nehmen, Kirche zu sein. Ihre Hoffnung für die Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich von Gott in seinem Wort ansprechen lassen und einander Geschwister sind im Glauben – eine Gemeinschaft, die Gott Antwort gibt, den eigenen Platz im Reich Gottes kennt und neugierig und demütig nach der Berufung der anderen fragt, um miteinander zu arbeiten und gemeinsam vor Gott zu stehen.

Die Vision einer Kirche, die Erneuerung als fortwährenden Prozess begreift und Vielfalt begrüßt und lebt, zieht sich als roter Faden durch alle Beiträge. Es ist eine Kirche, die ihre Mitglieder nicht aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung, sozialem Status oder Lebensentwurf ausschließt, sondern in ihrer Einzigartigkeit willkommen heißt. Die Modernisierung der Kirche bedeutet nicht nur eine oberflächliche Anpassung an zeitgenössische Normen, sondern eine tiefgehende Auseinandersetzung mit ihren Ursprüngen und Werten, um diese neu zu interpretieren und in der heutigen Welt authentisch zu verankern. Nur so kann sie ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden: ein Ort der Begegnung mit Gott und den Menschen zu sein, wo das Evangelium gelebt und die Welt zum Besseren verändert wird.

Vergleich: Die aktuelle Kirche vs. Die gewünschte Zukunftskirche

AspektAktueller Zustand (oft kritisiert)Zukünftige Vision (gewünscht)
FührungspositionenWeitgehend männlich dominiert; weibliche Talente ungenutzt; Ämter an Weihe gebunden; fehlende weibliche Perspektiven.Frauen in allen Ämtern und Diensten; geteilte Verantwortung zwischen Geweihten und Nicht-Geweihten; mindestens 30% Frauen in oberen Leitungsebenen; Frauen sind sichtbar und prägen das Bild der Kirche.
Strukturen & MachtHierarchisch; Überhöhung des Klerikerstandes; intransparente Machtgefüge; "geschlechterdifferent" verbundene Krisen.Dezentraler; geschwisterlich; Verzicht auf klerikale Macht in Entscheidungsprozessen; ein deutlich weiblicheres Gesicht der Kirche; Strukturen, die Konflikte und Kritik zulassen.
GlaubwürdigkeitErschüttert durch Missbrauchsfälle; mangelnde Konsequenz bei Fehlverhalten; unklare Kommunikation.Hohe Glaubwürdigkeit durch Ehrlichkeit, Transparenz, konsequente Aufarbeitung von Missbrauch und strukturelle Prävention; klare Sprache und Stellungnahme zu Ungerechtigkeiten.
Inklusion & VielfaltAusschluss oder mangelnde Wertschätzung für bestimmte Lebensentwürfe (z.B. LGBTQ+, Geschiedene); Komplexität von Lebenssituationen wird nicht immer anerkannt.Einladend und wertschätzend für alle Menschen, unabhängig von Lebenssituation, Geschlecht, sexueller Orientierung oder sozialem Status; keine Ausgrenzung; eine Gemeinschaft von Gleichberechtigten auf dem Weg.
Liturgie & VerkündigungPredigt und Altarraum oft ausschließlich Männern vorbehalten; einseitiges Bild der Kirche.Männer und Frauen predigen regelmäßig; Frauen mehr Platz im Altarraum; reichere Verkündigung durch vielfältige Perspektiven und Charismen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Warum ist die Rolle der Frau in der Kirche so entscheidend für ihre Zukunft?
Die Stimmen im Artikel betonen übereinstimmend, dass die Nichtnutzung der Talente von über der Hälfte der Kirchenmitglieder, also der Frauen, eine enorme verpasste Chance darstellt. Die Beteiligung von Frauen in allen Ämtern und auf allen Ebenen wird als essenziell für die Glaubwürdigkeit, Relevanz und Zukunftsfähigkeit der Kirche angesehen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Bewältigung aktueller Krisen wie der Missbrauchsfälle, die oft mit männlichen Machtstrukturen verbunden sind. Eine Kirche ohne Frauen in Leitungspositionen vermittelt ein unvollständiges Bild und verliert den Bezug zur Lebensrealität und den Bedürfnissen vieler Gläubiger. Die weibliche Perspektive wird als unverzichtbar für eine ganzheitliche Verkündigung und Seelsorge betrachtet.

Welche konkreten Reformen werden von den Expertinnen gefordert?
Zu den Hauptforderungen gehören der uneingeschränkte Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern (einschließlich der Weiheämter), eine deutliche Erhöhung des Frauenanteils in oberen Leitungsebenen – mit einem Ziel von mindestens 30% sichtbarer Frauen in hoher Verantwortung. Darüber hinaus wird die sichtbare Beteiligung von Frauen in der Liturgie (z.B. durch regelmäßige Predigten von Pastoral- und Gemeindereferentinnen), die stärkere Einbindung von Frauen in die Leitung von Kirchengemeinden durch Ausschöpfung kirchenrechtlicher Gestaltungsräume und ihre nennenswerte Teilnahme an weltweiten Bischofsversammlungen gefordert. Eine grundlegende Strukturreformen der Machtgefüge, die Überwindung der Überhöhung des Klerikerstandes und eine Kultur, die Kritik und Konflikte konstruktiv zulässt, sind ebenfalls zentrale Anliegen.

Wie soll die Kirche mit den bekannt gewordenen Missbrauchsfällen umgehen?
Es wird gefordert, dass die Kirche die Missbrauchsfälle mit mehr Ehrlichkeit beim Benennen von Fehlern und mit mehr Konsequenz bei der Veränderung der Strukturen angeht, um solche Vergehen in Zukunft zu verhindern. Missbrauch von Menschen oder Macht muss nicht nur kirchenrechtliche, sondern selbstverständlich auch zivil- und strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die Überwindung der klerikalen Macht und die umfassende Beteiligung von Frauen in Leitungsfunktionen werden als wichtige Schritte zur Prävention, zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit und zur Schaffung einer sicheren Umgebung für alle Mitglieder angesehen.

Was bedeutet "nahbare" und "geschwisterliche" Kirche?
Eine "nahbare Kirche" ist eine Gemeinschaft, die eine klare und verständliche Sprache spricht, deutlich Stellung zu Ungerechtigkeiten in der Welt bezieht und proaktiv auf alle Menschen zugeht, ohne jemanden auszuschließen. Sie ist sich der Komplexität und Vielfalt menschlicher Lebensentwürfe bewusst und nimmt besonders Arme und Benachteiligte in ihren Reihen auf. Eine "geschwisterliche Kirche" betont die Gleichberechtigung und die gegenseitige Wertschätzung aller Mitglieder, unabhängig von Geschlecht, Status oder Rolle. In ihr übernehmen alle gemeinsam Verantwortung für das Zusammenleben und die Gestaltung des kirchlichen Alltags, und die Beziehung zwischen Mann und Frau ist von wahrer Gegenseitigkeit und Respekt geprägt.

Ist eine Frauenweihe die einzige Lösung für mehr Gleichberechtigung in der Kirche?
Während die Frauenweihe von einigen als notwendiger und konsequenter Schritt für volle Gleichberechtigung und den Zugang zu allen Ämtern gesehen wird, betonen andere, dass auch ohne Weihe vielfältige Leitungspositionen für Laien (männlich und weiblich) möglich sein müssen und die Debatte über das Amtsverständnis umfassender geführt werden sollte. Wichtiger als die alleinige Diskussion über die Weihe ist die generelle Forderung nach stärkerer Beteiligung von Frauen an der Leitung der Kirche und die Nutzung ihrer Charismen auf allen Ebenen, um das "weibliche Gesicht der Kirche" sichtbar zu machen und das Evangelium in seiner Fülle zu leben. Die Tradition selbst biete genügend Inspiration für neue Wege.

Fazit

Die moderne Kirche steht unbestreitbar an einem Scheideweg. Die vielfältigen und eindringlichen Stimmen der Expertinnen und engagierten Gläubigen machen deutlich, dass eine tiefgreifende Erneuerung und ein radikales Umdenken in den Strukturen unerlässlich sind, um ihre Relevanz und Glaubwürdigkeit in der heutigen Welt zu sichern. Es geht dabei nicht nur um eine oberflächliche Anpassung an gesellschaftliche Erwartungen, sondern um eine tiefgreifende Rückbesinnung auf die Kernbotschaft des Evangeliums, die von bedingungsloser Liebe, umfassender Inklusion und radikaler Gerechtigkeit zeugt. Eine Kirche, die alle ihre Mitglieder – Frauen und Männer, Geweihte und Nicht-Geweihte – in ihrer unermesslichen Vielfalt wertschätzt und ihnen ermöglicht, ihre Begabungen und Charismen voll einzubringen, wird die innere Kraft und die äußere Ausstrahlung besitzen, die Herausforderungen der Zeit zu meistern. Sie kann zu einem leuchtenden Beispiel für eine geschwisterliche und nahbare Gemeinschaft werden, die in einer fragmentierten Welt Orientierung und Hoffnung bietet. Die Zukunft der Kirche liegt in ihrer Fähigkeit, sich mutig der Veränderung zu stellen und das Evangelium in jeder Facette des Lebens authentisch zu verkörpern.

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