Was ist der Cursillo und Wie funktioniert er?

Cursillo: Ein Weg zu Erneuerung und Glaubenstiefe

17/10/2025

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Der Cursillo ist weit mehr als nur ein Wochenendseminar; er ist eine tiefgreifende Begegnung mit sich selbst, mit Gott und mit der Gemeinschaft, die das Potenzial hat, das Leben eines Menschen nachhaltig zu verändern. Ursprünglich in den 1940er Jahren auf Mallorca, Spanien, entstanden, mit dem Ziel, junge Männer für den Glauben zu begeistern, hat sich der Cursillo (spanisch für „kleiner Kurs“) zu einer weltweiten Bewegung entwickelt, die Menschen jeden Alters und aus allen Lebensbereichen anspricht. Er bietet eine einzigartige Gelegenheit, den christlichen Glauben auf eine sehr persönliche und praktische Weise zu erleben und zu vertiefen.

Was ist der Cursillo und Wie funktioniert er?
„Der Cursillo schafft es wie kein anderer Glaubenskurs, zentrale Dinge lebendig miteinander zu verknüpfen: Glaube und Leben, Reden und Tun, Theorie und Praxis. Durch die Intensität der Gemeinschaft über mehrere Tage am Stück und die kurzweilige Abfolge der Gespräche und Umsetzungen wird eine Tiefe erreicht, die sehr berührend ist.

Im Kern geht es beim Cursillo darum, das eigene Leben aus der Perspektive der Gottesliebe neu zu betrachten und die Freude des Evangeliums in den Alltag zu tragen. Es ist eine Einladung, die eigene Beziehung zu Jesus Christus zu stärken, die Schönheit der Kirche neu zu entdecken und die persönliche Berufung als Christ in der Welt zu erkennen und zu leben. Das Wochenende ist eine intensive Zeit der Reflexion, des Gebets, des Austauschs und der Gemeinschaft, die darauf abzielt, die Teilnehmer zu ermutigen, „das Beste in sich selbst zu entdecken und das Beste daraus zu machen“.

Inhaltsverzeichnis

Die Ursprünge und Philosophie des Cursillo

Die Cursillo-Bewegung entstand aus dem Wunsch heraus, die christliche Botschaft auf eine frische und ansprechende Weise zu vermitteln, insbesondere an jene, die sich von der traditionellen Kirche entfremdet hatten. Ihr Gründer, Eduardo Bonnín Aguiló, sah die Notwendigkeit, Menschen nicht nur intellektuell über den Glauben zu informieren, sondern sie emotional und spirituell zu berühren. Der Cursillo basiert auf der Idee, dass jeder Mensch eine einzigartige und unersetzliche Rolle im Plan Gottes hat. Durch die persönliche Begegnung mit Christus und die Erfahrung einer lebendigen Gemeinschaft können Menschen ermutigt werden, ihren Glauben im Alltag authentisch zu leben und so eine positive Wirkung auf ihre Umgebung auszuüben.

Die Philosophie des Cursillo ist zutiefst apostolisch. Es geht nicht nur um die individuelle Glaubensvertiefung, sondern auch um die Befähigung, den Glauben an andere weiterzugeben – nicht durch Predigen, sondern durch das eigene Beispiel und die Freude am Leben. Der Cursillo lehrt, dass die Welt durch kleine, persönliche Veränderungen von innen heraus erneuert werden kann, wenn Christen ihre Überzeugungen mit Leidenschaft und Authentizität leben. Dieses Konzept wird oft als „Gärung in der Masse“ beschrieben, wobei einzelne Christen wie Hefe wirken, die die ganze Gesellschaft durchdringt und positiv beeinflusst.

Wie funktioniert ein Cursillo-Wochenende?

Ein Cursillo-Wochenende erstreckt sich typischerweise über vier Tage, von Donnerstagabend bis Sonntagnachmittag. Es findet in einer geschlossenen Umgebung statt, oft in einem Kloster oder einem Bildungshaus, um eine Atmosphäre der Konzentration und des Rückzugs zu ermöglichen. Die Teilnehmer, auch „Cursillistas“ genannt, werden von einem Team aus Laien und Priestern begleitet, die selbst die Cursillo-Erfahrung gemacht haben.

Das Programm ist sorgfältig strukturiert und umfasst eine Reihe von Vorträgen, sogenannten „Rollos“, die von Teammitgliedern gehalten werden. Diese Rollos behandeln zentrale Themen des christlichen Glaubens und des menschlichen Lebens, wie zum Beispiel die Gnade Gottes, die Rolle der Kirche, die Sakramente, die Bedeutung der Freundschaft und die Notwendigkeit des Apostolats. Die Vorträge sind nicht nur intellektuell anregend, sondern oft auch sehr persönlich und ermutigend, da die Referenten ihre eigenen Erfahrungen und Einsichten teilen.

Neben den Vorträgen gibt es reichlich Zeit für persönliche Reflexion, Gebet und den Austausch in kleinen Gruppen. Diese Gruppengespräche sind ein wesentlicher Bestandteil des Cursillo, da sie den Teilnehmern ermöglichen, die gehörten Inhalte zu verarbeiten, Fragen zu stellen und ihre eigenen Gedanken und Gefühle in einem vertrauensvollen Umfeld zu teilen. Die Atmosphäre ist geprägt von Offenheit, gegenseitigem Respekt und einer tiefen Verbundenheit, die oft als „Freundschaft in Christus“ beschrieben wird.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Wochenendes sind die gemeinsamen Gottesdienste und Gebetszeiten, die dazu beitragen, die spirituelle Dimension der Erfahrung zu vertiefen. Die Eucharistie spielt eine zentrale Rolle und wird als Höhepunkt der Gemeinschaft und der Begegnung mit Christus gefeiert. Das Wochenende ist auch von viel Lachen, Gesang und einer positiven Energie geprägt, die zeigt, dass Glaube und Freude untrennbar miteinander verbunden sind.

Die drei Phasen des Cursillo: Vorbereitung, Wochenende und Nachfolge

Der Cursillo ist nicht nur das dreitägige Wochenende; er ist ein Prozess, der in drei Phasen unterteilt werden kann, die für die Nachhaltigkeit der Erfahrung entscheidend sind:

  1. Die Vorkurs-Phase: Diese Phase umfasst die Zeit vor dem eigentlichen Wochenende. Sie beginnt mit der Entscheidung zur Teilnahme, oft auf Einladung eines Freundes oder Bekannten, der selbst Cursillista ist. In dieser Phase geht es darum, sich innerlich auf die Erfahrung vorzubereiten und sich für die Offenheit zu entscheiden, die für eine solche intensive Begegnung notwendig ist. Es ist eine Zeit des Erwartens und des Gebets.
  2. Das Cursillo-Wochenende: Dies ist das Herzstück der Bewegung, die intensive dreitägige Erfahrung, die oben beschrieben wurde. Hier findet die persönliche Transformation und die tiefe Begegnung mit Gott und der Gemeinschaft statt. Die Atmosphäre der Liebe und Akzeptanz ermöglicht es den Teilnehmern, sich fallen zu lassen und neue Perspektiven zu gewinnen.
  3. Die Nachkurs-Phase (Post-Cursillo): Diese Phase ist entscheidend für die Integration der Wochenenderfahrung in den Alltag. Nach dem Cursillo-Wochenende werden die Teilnehmer ermutigt, sich weiterhin in der Cursillo-Gemeinschaft zu engagieren. Dies geschieht vor allem durch zwei Formen der Begegnung: die Gruppentreffen und die Ultreya.

Ultreya und Gruppentreffen: Die Säulen der Nachfolge

Die Nachhaltigkeit der Cursillo-Erfahrung wird maßgeblich durch die sogenannte „Ultreya“ und die kleineren Gruppentreffen gewährleistet.

Die Ultreya (spanisch für „weiter gehen“ oder „darüber hinaus“) ist ein regelmäßiges Treffen aller Cursillistas einer Region. Sie dient dazu, die Gemeinschaft zu stärken, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig im Glauben zu ermutigen. Bei einer Ultreya gibt es oft kurze Zeugnisse von Teilnehmern, die erzählen, wie sie ihren Glauben im Alltag leben und welche Herausforderungen oder Freuden sie dabei erleben. Es ist ein Ort der Ermutigung und der Erneuerung der Cursillo-Geisteshaltung.

Die Gruppentreffen sind kleinere, intimere Zusammenkünfte von drei bis fünf Cursillistas, die sich regelmäßig treffen, um über ihr spirituelles Leben, ihre Gebetsgewohnheiten und ihre apostolischen Aktivitäten zu sprechen. Diese kleinen Gruppen bieten einen sicheren Raum für tiefe persönliche Gespräche, gegenseitige Unterstützung und Rechenschaft. Sie sind das Rückgrat der Cursillo-Bewegung, da sie die persönliche Vertiefung und das Wachstum im Glauben im Alltag fördern.

Warum Cursillo? Die Früchte der Begegnung

Die Teilnahme an einem Cursillo kann vielfältige positive Auswirkungen haben:

  • Vertiefung des persönlichen Glaubens: Viele Teilnehmer berichten von einer erneuerten oder vertieften Beziehung zu Gott und einem besseren Verständnis ihres Glaubens.
  • Erfahrung von Gemeinschaft: Der Cursillo schafft eine einzigartige Atmosphäre der Akzeptanz und Liebe, die oft als „Familie“ beschrieben wird. Diese Erfahrung von bedingungsloser Gemeinschaft ist für viele zutiefst heilsam.
  • Impulse für den Alltag: Der Cursillo ermutigt dazu, den Glauben nicht nur im Kopf, sondern im Herzen und in den Taten zu leben. Er gibt praktische Impulse, wie man den christlichen Glauben in Familie, Beruf und Freundeskreis integrieren kann.
  • Wachstum der Persönlichkeit: Durch die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Glauben erfahren viele eine persönliche Reifung und eine Stärkung ihres Selbstvertrauens.
  • Apostolischer Eifer: Der Cursillo weckt den Wunsch, die Freude des Glaubens mit anderen zu teilen und aktiv am Aufbau des Reiches Gottes mitzuwirken.

Vergleich: Leben vor und nach dem Cursillo (Erwartete Auswirkungen)

Vor dem CursilloNach dem Cursillo
Glaube oft theoretisch oder routiniertGlaube lebendig und persönlich erfahren
Gefühl der Isolation im GlaubenEingebettet in eine unterstützende Gemeinschaft
Herausforderungen im Alltag oft alleine bewältigtRessourcen und Unterstützung durch die Cursillo-Gemeinschaft
Mangelnde Klarheit über eigene BerufungKlares Bewusstsein für die eigene Rolle als Christ in der Welt
Geringes Bewusstsein für die eigene WirkungErmutigung zum bewussten „Apostolat der Freundschaft“

Wie kann man an einem Cursillo teilnehmen?

Die Teilnahme an einem Cursillo-Wochenende setzt in der Regel eine Einladung oder Vermittlung durch einen Cursillista voraus. Dies liegt daran, dass der Cursillo als Bewegung von Menschen für Menschen lebt und die persönliche Weitergabe der Erfahrung wichtig ist. Es ist jedoch auch möglich, sich direkt an das Cursillo-Sekretariat der jeweiligen Diözese zu wenden, um Informationen zu erhalten und sich für einen Kurs anzumelden.

Der Cursillo ist offen für alle erwachsenen Christen, die ihren Glauben vertiefen und eine lebendige Gemeinschaft erfahren möchten, unabhängig von ihrem kirchlichen Hintergrund. Es ist keine theologische Vorbildung notwendig, nur die Offenheit für eine intensive spirituelle Erfahrung.

Ein Beispiel für einen bevorstehenden Cursillo im Norden Deutschlands ist der Kurs, der am Donnerstag, dem 2. Oktober 2025, um 18.00 Uhr mit dem Abendessen beginnt und am Sonntag, dem 5. Oktober 2025, um 17.00 Uhr endet. Die Kosten für Unterkunft und Vollverpflegung belaufen sich auf 270 Euro. Dieser Kurs findet im Benediktinerkloster Nütschau, Haus St. Ansgar, Schloßstraße 26, 23843 Travenbrück, statt. Weitere Informationen erhalten Sie gerne beim Cursillo-Sekretariat für das Erzbistum Hamburg, Dorit Schmigalle, Küperkoppel 70 a, 22045 Hamburg, Telefon 040 685271 oder per E-Mail an [email protected].

Häufig gestellte Fragen zum Cursillo

Hier finden Sie Antworten auf einige der am häufigsten gestellten Fragen zum Cursillo:

Ist der Cursillo nur für Katholiken?

Obwohl der Cursillo aus der römisch-katholischen Kirche stammt und tief in ihrer Spiritualität verwurzelt ist, ist er offen für alle getauften Christen, die eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus vertiefen möchten. Die Grundsätze sind universell christlich, und die Erfahrung wird von vielen Konfessionen als bereichernd empfunden.

Muss ich meinen Glauben öffentlich teilen?

Nein, niemand wird gezwungen, etwas zu teilen, was er nicht möchte. Es gibt Möglichkeiten zum Austausch in kleinen, vertrauensvollen Gruppen, aber das Ausmaß der persönlichen Offenheit bleibt jedem selbst überlassen. Die Atmosphäre ist stets von Respekt und Diskretion geprägt.

Was ist, wenn ich Zweifel am Glauben habe?

Der Cursillo ist gerade auch für Menschen mit Zweifeln oder Fragen offen. Er bietet einen Raum, diese Fragen zu stellen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ohne verurteilt zu werden. Viele Teilnehmer finden gerade in ihren Zweifeln einen Ansatzpunkt für ein tieferes Verständnis und eine neue Perspektive.

Ist der Cursillo ein Retreat oder eine Therapie?

Der Cursillo ist kein psychologisches Therapieprogramm und auch kein klassisches Retreat im Sinne eines Schweigewochenendes. Er ist eine aktive, gemeinschaftliche Erfahrung, die auf die Stärkung des Glaubens und die Befähigung zum christlichen Leben im Alltag abzielt. Es ist eine Zeit der Reflexion und des Gebets, aber auch des lebendigen Austauschs und der Freude.

Was bedeutet „De Colores“?

„De Colores“ ist der traditionelle Gruß der Cursillistas und bedeutet „in Farben“. Er erinnert an die Farbenpracht des Hahnes, der in Spanien für den Sonnenaufgang und den Beginn eines neuen Tages steht. Es symbolisiert die Freude und die Lebendigkeit des Glaubens, die man im Cursillo erfahren soll, und die Hoffnung auf einen neuen, farbenfrohen Beginn im Leben mit Christus.

Der Cursillo bietet eine einzigartige und wertvolle Gelegenheit, den eigenen Glauben neu zu beleben und die transformative Kraft der christlichen Gemeinschaft zu erleben. Für viele ist er ein Wendepunkt, der den Weg zu einem erfüllteren und bewussteren Leben im Glauben ebnet. Es ist eine Einladung, die Freude des Evangeliums zu entdecken und sie mit der Welt zu teilen – „De Colores!“

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