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Das Dritte Gebot: Respekt vor Gottes Namen

02/11/2025

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In unserer Kindheit lernen wir oft, wie wertvoll und persönlich unser Name ist. Manchmal jedoch erfahren wir auch die schmerzliche Seite, wenn unser Name nicht mit Respekt, sondern mit Spott oder Missachtung behandelt wird. So wie der Name „Gerda“ in der Kindheit als Zielscheibe für Hänseleien diente, so dass er seine ursprüngliche Bedeutung als Anrede verlor und stattdessen zu einer Form der Beschimpfung wurde, so gibt es auch einen Namen, der in seiner Heiligkeit und Bedeutung unvergleichlich ist und dessen Missbrauch tiefgreifende Konsequenzen hat: der Name Gottes.

Was ist das dritte Gebot?
Das Dritte der Zehn Gebote rankt sich um den Namen Gottes. Und dieser Name soll nicht missbraucht werden. Das dritte Gebot steht in direktem Zusammenhang mit dem ersten und dem zweiten Gebot: Keine anderen Götter sind nebenher erlaubt, keine Bildnisse sollen die Menschen von Gott anfertigen und den Namen Gottes sollen wir nicht missbrauchen.

Das Dritte Gebot, tief verwurzelt in den Zehn Geboten, die Mose am Berg Sinai empfing, lautet unmissverständlich:

„Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ (2. Mose 20,7 und 5. Mose 5,11)

Dieses Gebot steht in direkter Verbindung zu den ersten beiden: Es gibt keine anderen Götter neben dem einen Gott, keine Bildnisse sollen von ihm angefertigt werden, und sein Name soll nicht entweiht werden. Doch was bedeutet dieser „Missbrauch“ im Kontext des allmächtigen Schöpfers? Wir können Gott kaum hinterherlaufen und seinen Namen in die Länge ziehen, oder?

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet der Missbrauch des göttlichen Namens?

Die Vorstellung von „Missbrauch“ geht weit über das bloße Aussprechen oder Verballhornen hinaus. Wenn wir Phrasen wie „Oh mein Gott!“ oder „Gott sei Dank!“ im Alltag unbedacht oder als bloße Füllwörter verwenden, ohne uns der eigentlichen Bedeutung oder der Anwesenheit Gottes bewusst zu sein, berühren wir bereits die Grenze des Respekts vor dem Heiligen. Es ist ein Sprechen über Gott, ohne ihn wirklich anzusprechen, eine Entwertung seines Namens durch mangelnde Ehrfurcht.

Der jüdische Glaube zeigt hier einen tiefen Respekt, der uns als Leitfaden dienen kann. Der eigentliche Name Gottes, Jahwe oder Jachwe, wird von vielen Juden aus Ehrfurcht und um jeglichen Missbrauch zu vermeiden, nicht ausgesprochen. Stattdessen verwenden sie, wenn sie aus den heiligen Schriften vorlesen, respektvolle Ersatznamen wie „Adonai“ (Herr) oder „Elohim“ (ein Pluralwort für „Mächtiger, Starker“, das aber im Singular verwendet wird). Diese Praxis wurde sogar von Martin Luther bei der Übersetzung der Bibel übernommen, indem er den Namen Gottes an vielen Stellen mit „HERR“ in Großbuchstaben übersetzte, um diese besondere Ehrfurcht auszudrücken.

Die tiefere Bedeutung des Namens in der jüdischen Tradition

Für uns Mitteleuropäer mag die Beziehung zu einem Namen eher oberflächlich sein – ein Identifikator, ein Rufzeichen. Doch in der jüdischen Kultur birgt ein Name eine viel tiefere Bedeutung. Es wird geglaubt, dass die Enthüllung eines Namens das gesamte Wesen des Namensträgers offenbart. Ein Name zwingt die Gestalt zu bleiben und verbürgt, dass der Mensch sie immer wieder finden kann (Gerardus van der Leeuw, Phänomenologie der Religion 1933). Wenn Gott seinen Namen offenbart, wird er somit „greifbar“, er nähert sich den Menschen an.

Diese Annäherung ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Denn erst wenn jemand den Namen Gottes kennt, so dachten und denken die Juden, ist er in der Lage, Gott für seine Not zu interessieren und ihn herbeizurufen. Genau hier liegt jedoch auch die Gefahr des Missbrauchs für eigene Interessen. Die Versuchung, den Namen Gottes wie eine magische Formel zu nutzen, um eigene Wünsche zu erfüllen oder göttliche Autorität für menschliche Zwecke zu beanspruchen, ist groß.

Der Gott der Bibel macht jedoch unmissverständlich klar, dass er nicht wie ein Geist aus der Flasche mit einer „magischen Formel“ herbeigerufen werden kann. Gott bleibt souverän. Er besitzt die unendliche Größe, sich selbst anzunähern, bleibt aber dennoch „unverfügbar“ (vgl. Jakobs Frage nach dem Namen in 1. Mose 32,30). Er ist nicht unser Diener, sondern unser Schöpfer und Herr.

Vergleich: Europäische vs. Jüdische Namensauffassung

Um die Nuancen des Dritten Gebots besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die unterschiedlichen kulturellen Herangehensweisen an den Begriff „Name“:

AspektEuropäische NamensauffassungJüdische Namensauffassung
Bedeutung des NamensIdentifikator, Anrede, Etikett.Enthüllt das gesamte Wesen, die Essenz der Person.
Umgang mit NamenFlexibler, kann manchmal achtlos verwendet werden (z.B. „Oh mein Gott“ als Ausruf).Höchster Respekt, Vermeidung des Missbrauchs, Nutzung von Ersatznamen (z.B. Adonai, Elohim).
Gottes NameOft unbedacht in Redewendungen, Flüchen oder unüberlegten Äußerungen verwendet.Heilig und unaussprechlich (Jahwe), um Entweihung zu vermeiden. Der Name ist Gottes Präsenz.
Menschliche BeziehungDer Name dient der Kommunikation und Identifikation.Durch das Kennen des Namens kann eine tiefere, persönlichere Beziehung zum Wesen aufgebaut werden.

Das Dritte Gebot in unserer modernen Gesellschaft

In unserer säkularen Gesellschaft haben wir oft verlernt, die Existenz eines allmächtigen Gottes anzuerkennen, der das Universum geschaffen und uns Menschen als sein Gegenüber gewollt hat. Dieses Gegenübersein bedeutet, unseren zugewiesenen Platz einzunehmen – einschließlich des respektvollen Umgangs mit dem Heiligen und seinem Namen. Gott will, dass wir über unser Handeln, Denken und Reden nachdenken, um ihm ein würdiges Gegenüber sein zu können.

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, erkennen wir oft unsere Unfähigkeit, diesem hohen Anspruch gerecht zu werden. Unsere Gedanken und Worte schweifen ab, unser Respekt ist oft begrenzt. Doch genau hier offenbart sich ein weiterer Wesenszug Gottes: seine unendliche Barmherzigkeit. Gott hat Wege für uns Menschen bereitet, durch die wir – einmal auf falsche Wege geraten – wieder zu ihm umkehren können. Es ist eine Einladung zur Korrektur, zur Umkehr und zur Neuausrichtung unseres Lebens.

Was sind die 12 Versprechen der AA?
1. Wir werden eine neue Freiheit und ein neues Glück kennenlernen. 2. Wir wollen die Vergangenheit weder beklagen, noch die Tür hinter ihr zuschlagen. 3. Wir werden verstehen, was das Wort Gelassenheit bedeutet… 4. …und erfahren, was Frieden ist. 5.

In diesem Licht gewinnen die Worte aus Jesaja 43,1 eine tief bewegende Bedeutung, wo Gott seinem Volk zusagt:

„Jetzt aber sagt der Herr, der dich ins Leben gerufen hat, Volk Israel, du Nachkommenschaft Jakobs: Fürchte dich nicht, ich habe dich befreit! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir!“

Dieser Vers ist ein mächtiges Zeugnis von Gottes bedingungsloser Liebe und seiner persönlichen Beziehung zu jedem Einzelnen. Gott ruft nicht einfach einen Namen, sondern er ruft DICH, deinen Namen, und das ohne jeglichen Missbrauch. Er ruft dich, damit du zu ihm kommst und ein neues Leben in seiner Gegenwart beginnst. Es ist eine Einladung zur Gemeinschaft, zur Heilung und zur Erfüllung.

Praktische Anwendung des Dritten Gebots im Alltag

Wie können wir dieses tiefe Gebot in unserem täglichen Leben umsetzen? Es geht nicht nur darum, Flüche zu vermeiden, sondern um eine Haltung der Ehrfurcht und des Respekts, die unser gesamtes Sein durchdringt:

  • Achtsamkeit in der Sprache: Vermeiden Sie unbedachte Ausrufe wie „Oh mein Gott!“ oder „Herrgott noch mal!“, wenn sie nicht als aufrichtiges Gebet oder Ausdruck tiefer Emotion gemeint sind.
  • Ernsthaftigkeit im Eid: Der Missbrauch des Namens Gottes im Eid, etwa durch Meineid, ist ein schwerwiegender Verstoß. Ein Schwur bei Gottes Namen sollte nur dann geschehen, wenn man die volle Absicht hat, die Wahrheit zu sagen und sein Versprechen zu halten.
  • Keine Manipulation: Benutzen Sie den Namen Gottes nicht, um eigene Interessen durchzusetzen, andere zu manipulieren oder persönliche Vorhaben als göttlichen Willen auszugeben, wo es nicht der Fall ist.
  • Respekt vor dem Heiligen: Das Dritte Gebot erinnert uns daran, dass es eine Dimension des Heiligen gibt, die unseren Respekt und unsere Ehrfurcht verdient. Dies betrifft nicht nur den Namen Gottes, sondern auch heilige Schriften, Orte und Rituale.
  • Gebet als Kommunikation: Nutzen Sie den Namen Gottes im Gebet als bewusste Anrede, als Ausdruck Ihrer Beziehung zu ihm. Es ist eine persönliche Kommunikation mit dem Schöpfer, nicht eine Formel.
  • Zeugnis im Leben: Leben Sie so, dass Ihr Handeln den Namen Gottes ehrt. Wenn Sie sich als Gläubiger bekennen, sollte Ihr Leben ein Spiegelbild der Werte sein, die Gott repräsentiert.

Häufig gestellte Fragen zum Dritten Gebot

Was genau bedeutet „den Namen Gottes missbrauchen“?
Es bedeutet, den Namen Gottes respektlos, gedankenlos oder zu eigennützigen Zwecken zu verwenden. Dies umfasst Flüche, Meineide, das unbedachte Aussprechen in Alltagssituationen ohne Ehrfurcht, aber auch die Nutzung des Namens, um eigene menschliche Agenden als göttlichen Willen darzustellen.

Warum ist der Name Gottes so wichtig?
In vielen Kulturen, besonders der jüdischen, repräsentiert der Name das Wesen und die Gegenwart einer Person. Der Name Gottes ist heilig, weil er Gott selbst repräsentiert – seine Macht, seine Heiligkeit und seine Souveränität. Ihn zu ehren, bedeutet, Gott selbst zu ehren.

Wie haben die Juden den Namen Gottes behandelt?
Aus tiefem Respekt und um jeglichen Missbrauch zu vermeiden, sprechen viele Juden den eigentlichen Namen Gottes (Jahwe) nicht aus. Stattdessen verwenden sie Ersatznamen wie „Adonai“ (Herr) oder „Elohim“ (Mächtiger). Dies ist ein Ausdruck ihrer Ehrfurcht vor dem Heiligen.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem jüdischen und dem christlichen Verständnis dieses Gebots?
Das Grundverständnis ist dasselbe: Respekt vor Gottes Namen. Christen haben jedoch eine andere Tradition in der Anrede Gottes, oft durch Jesus Christus. Dennoch bleibt die Warnung vor Missbrauch, sei es durch Leichtfertigkeit oder durch die Beanspruchung göttlicher Autorität für unrechte Zwecke, zentral für beide Glaubenstraditionen.

Wie kann ich das Dritte Gebot im Alltag anwenden?
Durch bewusste Achtsamkeit in Ihrer Sprache, indem Sie Gottes Namen nur mit Ehrfurcht aussprechen. Indem Sie Eide ernst nehmen und den Namen Gottes nicht für persönliche Vorteile missbrauchen. Und indem Sie Ihr Leben so führen, dass es ein Zeugnis für die Heiligkeit und Güte Gottes ist.

Das Dritte Gebot ist somit weit mehr als eine einfache Regel gegen das Fluchen. Es ist eine Einladung zu einer tiefen, ehrfürchtigen Beziehung mit dem Schöpfer des Universums, der uns bei unserem Namen ruft und uns in Liebe begegnet. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir als sein Gegenüber dazu berufen sind, ihn in allem, was wir tun und sagen, zu ehren.

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