08/12/2024
Das Wort „Benedictus“ hallt in den Herzen vieler Gläubiger wider, ein Klang, der sofort mit Lobpreis und Segen in Verbindung gebracht wird. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem mächtigen lateinischen Begriff, und welche Rolle spielt er in der reichen Tradition des christlichen Gebets und der Liturgie? Ist es nur ein Wort, ein Gebet, oder etwas viel Tieferes? In diesem Artikel tauchen wir ein in die Welt des Benedictus und beleuchten seine vielfältigen Bedeutungen, insbesondere im Vergleich zum Evangelium, der Frohen Botschaft Christi selbst.

Das lateinische Wort „Benedictus“ bedeutet wörtlich „gesegnet“ oder „gelobt“. Es ist der Anfang vieler wichtiger Gebete und Hymnen in der christlichen Tradition und weist auf eine tiefe Haltung der Anbetung und des Danks gegenüber Gott hin. Doch es gibt zwei Hauptformen des Benedictus, die in der Liturgie eine zentrale Rolle spielen und die es genauer zu betrachten gilt.
- Das Benedictus als Lobgesang des Zacharias: Ein prophetisches Echo
- Das Benedictus in der Heiligen Messe: Ein Ruf der Anbetung
- Evangelium: Die Frohe Botschaft Christi
- Der Wesentliche Unterschied: Benedictus vs. Evangelium
- Die Tiefe der Anbetung: Warum beide so wichtig sind
- Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Das Benedictus als Lobgesang des Zacharias: Ein prophetisches Echo
Die prominenteste Form des Benedictus ist zweifellos der Lobgesang des Zacharias, der im Lukasevangelium (Lk 1,68-79) zu finden ist. Dieser Gesang, der auch als Canticum Zachariae bekannt ist, ist ein zutiefst bewegendes Zeugnis des Glaubens und der Prophetie. Es wurde von Zacharias, dem Vater Johannes des Täufers, gesprochen, als seine Zunge nach langer Stummheit wieder gelöst wurde, nachdem er an der Verheißung der Geburt seines Sohnes gezweifelt hatte. Es ist ein Moment des göttlichen Eingreifens, der Freude und der Erkenntnis.
Der Text beginnt mit den Worten: „Benedictus Dominus Deus Israel, quia visitavit et fecit redemptionem plebi suae.“ Auf Deutsch: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk.“ Diese Eröffnungszeilen setzen den Ton für den gesamten Gesang – einen Ton des Dankes und der Anerkennung für Gottes treues Handeln in der Geschichte seines Volkes. Zacharias preist Gott dafür, dass er einen „Horn des Heils“ im Hause Davids aufgerichtet hat, eine klare Anspielung auf den kommenden Messias. Er erinnert an die alten Verheißungen und den heiligen Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat, nämlich dass sein Volk ohne Furcht vor den Feinden in Heiligkeit und Gerechtigkeit dienen könne.
Der zweite Teil des Gesangs wendet sich direkt an den neugeborenen Johannes. Zacharias prophezeit, dass sein Sohn „Prophet des Höchsten“ genannt werden wird und dem Herrn vorausgehen wird, um seine Wege zu bereiten. Johannes' Mission wird es sein, dem Volk die Erkenntnis des Heils in der Vergebung der Sünden zu bringen. Dies geschieht „durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes“, die wie ein „aufgehendes Licht aus der Höhe“ diejenigen besuchen wird, die in Finsternis und im Schatten des Todes sitzen, um ihre Füße auf den Weg des Friedens zu lenken.
Die liturgische Bedeutung im Stundengebet
Dieses Benedictus ist ein fester und unverzichtbarer Bestandteil des christlichen Stundengebets, insbesondere der Laudes, des Morgengebets. Es bildet den Höhepunkt der Laudes und wird mit großer Feierlichkeit gebetet oder gesungen. Die Allgemeine Einführung in das Stundengebet (AES) betont, dass dem Benedictus dieselbe Ehrfurcht und Ehre erwiesen wird wie dem Evangelium selbst. Dies zeigt sich darin, dass sich Gläubige zu Beginn des Canticums mit dem „großen“ Kreuzzeichen bezeichnen, ähnlich wie vor der Verkündigung des Evangeliums in der Heiligen Messe.
Die Wahl dieses Lobgesangs für das Morgengebet ist kein Zufall. Er ist eine Hymne des Erwachens, des neuen Lichts und der Hoffnung auf die kommende Erlösung. Jeden Morgen, wenn die Sonne aufgeht, erinnert das Benedictus die Gläubigen daran, dass das wahre Licht, Christus, in die Welt gekommen ist, um die Finsternis zu vertreiben und den Weg zum Frieden zu weisen. Es ist ein tägliches Bekenntnis zur Erlösung und zur Treue Gottes, das die Gläubigen auf den kommenden Tag einstimmt und sie an ihre Berufung erinnert, in Heiligkeit und Gerechtigkeit zu leben.
Das Benedictus in der Heiligen Messe: Ein Ruf der Anbetung
Neben dem Lobgesang des Zacharias gibt es noch eine weitere, ebenso wichtige Verwendung des Wortes „Benedictus“ in der Liturgie, nämlich als Teil des Sanctus (Heilig, heilig, heilig) im Heiligen Messopfer. Nach dem dreifachen „Heilig“ folgt der Ruf: „Benedictus qui venit in nomine Domini. Hosanna in excelsis.“ Auf Deutsch: „Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.“
Dieser Teil des Sanctus ist dem Psalm 118,26 entnommen und hat eine tiefgreifende theologische Bedeutung. Er ist ein Jubelruf, der die Ankunft Christi in der Eucharistie vorwegnimmt. Wenn der Priester die Wandlungsworte spricht und Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt werden, kommt der Herr wahrhaftig auf den Altar. Der Ruf „Benedictus qui venit in nomine Domini“ ist somit eine Akklamation der Gemeinde, die den kommenden Christus willkommen heißt und ihn preist. Es ist ein Echo des Jubels der Menge, die Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem zujubelte (Mk 11,9-10).
Diese Verwendung des Benedictus unterstreicht die Gegenwart Christi im Sakrament und die Anbetung der Gemeinde vor diesem großen Geheimnis. Es ist eine Brücke zwischen der himmlischen Liturgie des dreimal Heiligen und der irdischen Wirklichkeit der Eucharistie, in der Christus selbst gegenwärtig wird.
Evangelium: Die Frohe Botschaft Christi
Um den Unterschied zum Benedictus klar zu machen, müssen wir auch verstehen, was das „Evangelium“ ist. Das Wort „Evangelium“ stammt aus dem Griechischen (εὐαγγέλιον, euangelion) und bedeutet „Gute Nachricht“ oder „Frohe Botschaft“. Im christlichen Kontext bezieht es sich primär auf die vier kanonischen Bücher des Neuen Testaments – Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – die das Leben, die Lehren, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi erzählen.
Das Evangelium ist die zentrale Botschaft des Christentums, die Kernbotschaft von Gottes Liebe und seinem Heilsplan für die Menschheit durch Jesus Christus. Es ist die Grundlage des Glaubens, die Quelle der Hoffnung und die Richtschnur für das christliche Leben. In der Liturgie der Kirche nimmt die Verkündigung des Evangeliums einen herausragenden Platz ein. Es ist der Höhepunkt des Wortgottesdienstes in jeder Heiligen Messe und wird mit großer Ehrfurcht behandelt.

Bevor das Evangelium gelesen wird, erheben sich alle Gläubigen als Zeichen des Respekts vor den Worten Christi. Oft wird das Evangelienbuch in einer feierlichen Prozession zum Ambo getragen, begleitet von Kerzen und manchmal Weihrauch, um die besondere Gegenwart Christi in seinem Wort zu symbolisieren. Die Verkündigung des Evangeliums ist nicht nur eine Lesung, sondern eine lebendige Begegnung mit dem Herrn selbst, der durch sein Wort zu seiner Gemeinde spricht.
Der Wesentliche Unterschied: Benedictus vs. Evangelium
Obwohl sowohl das Benedictus als auch das Evangelium tief in der christlichen Liturgie verwurzelt sind und eine ähnliche Ehrfurcht genießen, gibt es entscheidende Unterschiede in ihrer Natur, ihrem Ursprung und ihrer Funktion. Die bereitgestellten Informationen geben uns hierzu klare Hinweise:
Art und Ursprung
- Benedictus (Lobgesang des Zacharias): Dies ist ein Lobgesang oder ein Canticum, ein Lied des Lobpreises und der Prophetie, das von einer biblischen Person (Zacharias) unter göttlicher Inspiration gesprochen wurde. Es ist ein spezifischer Text aus dem Lukasevangelium (Lk 1,68-79), aber es ist keine Erzählung über Jesu Leben im umfassenden Sinne, sondern eine prophetische Antwort auf Gottes Handeln.
- Evangelium: Dies ist eine biblische Lesung aus einem der vier Evangelienbücher, die die historische und theologische Erzählung über das Leben, Wirken, Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi darstellt. Es ist die fundamentale „Frohe Botschaft“ selbst.
Liturgischer Ort und Zweck
- Benedictus (Lobgesang): Sein primärer liturgischer Ort ist als Höhepunkt der Laudes (Morgengebet) im Stundengebet. Sein Zweck ist es, Gott für die Verheißung und das Kommen der Erlösung zu preisen und die Rolle Johannes des Täufers als Vorläufer Christi zu verkünden.
- Benedictus (im Sanctus): Dieser ist ein kurzer Akklamationsruf innerhalb des eucharistischen Hochgebets der Messe, der die Gegenwart Christi im Sakrament preist.
- Evangelium: Sein primärer liturgischer Ort ist als Höhepunkt des Wortgottesdienstes in der Heiligen Messe und anderen Gottesdiensten. Sein Zweck ist die Verkündigung der Person und der Lehre Jesu Christi, die dem Volk Gottes zur Bildung des Glaubens dient.
Feierlichkeit
Die bereitgestellten Informationen betonen, dass dem Benedictus (dem Lobgesang des Zacharias) dieselbe Feierlichkeit und Ehre erwiesen wird wie dem Evangelium, insbesondere durch das große Kreuzzeichen. Dies zeigt die immense theologische Bedeutung, die der Kirche diesem prophetischen Lied beimisst, da es die Ankunft des Heils ankündigt und die Verbindung zwischen dem Alten und Neuen Bund herstellt.
Um dies noch deutlicher zu machen, hier eine vergleichende Tabelle:
| Merkmal | Benedictus (Canticum Zachariae) | Benedictus (im Sanctus) | Evangelium |
|---|---|---|---|
| Art | Lobgesang / Hymnus | Akklamationsruf | Biblische Lesung / Frohe Botschaft |
| Ursprung | Prophetie des Zacharias (Lk 1) | Psalm 118,26 | Berichte über Leben Jesu (Mt, Mk, Lk, Joh) |
| Hauptzweck | Dank und Lob für Erlösung; Vorbereitung auf Christus | Jubelruf zur Gegenwart Christi in der Eucharistie | Verkündigung Christi und seiner Lehre |
| Liturgischer Ort | Höhepunkt der Laudes (Stundengebet) | Teil des Sanctus im Messopfer | Höhepunkt des Wortgottesdienstes (Messe) |
| Form des Textes | Poetisch, prophetisch | Kurze Anrufung | Erzählerisch, lehrhaft |
Die Tiefe der Anbetung: Warum beide so wichtig sind
Sowohl das Benedictus als auch das Evangelium sind unverzichtbare Säulen der christlichen Anbetung und des Glaubenslebens. Sie ergänzen sich gegenseitig und bieten unterschiedliche Zugänge zur göttlichen Wahrheit:
- Das Benedictus als Lobgesang ist ein Zeugnis der Erfüllung der Verheißungen Gottes. Es verbindet die alttestamentliche Hoffnung mit der neutestamentlichen Realität der Erlösung. Es ist ein persönlicher Ausdruck des Jubels über das Kommen des Erlösers und die Barmherzigkeit Gottes. Es lehrt uns, wie wir auf Gottes Handeln in unserem Leben reagieren sollen – mit Lobpreis und Dankbarkeit. Es ist ein täglicher Aufruf zur Heiligkeit und Gerechtigkeit, inspiriert durch die Gewissheit, dass Gott uns von unseren Feinden befreit hat.
- Das Evangelium hingegen ist die direkte Offenbarung Christi. Es sind die Worte des Lebens, die uns lehren, wie wir leben sollen, was wir glauben sollen und wie wir Gott und unseren Nächsten lieben sollen. Es ist die direkte Begegnung mit Jesus, seinen Wundern, seinen Gleichnissen und seiner rettenden Passion. Es ist die Grundlage, auf der unser Glaube ruht, und die Quelle, aus der wir Kraft und Orientierung schöpfen. Die regelmäßige Verkündigung des Evangeliums hält die Botschaft Christi lebendig und relevant für jede Generation.
Beide Texte fordern uns auf, uns tief mit Gottes Heilsgeschichte auseinanderzusetzen. Das Benedictus erinnert uns an die Treue Gottes durch die Generationen hindurch und an die prophetische Vorbereitung auf Christus. Das Evangelium führt uns direkt in die Gegenwart Christi und fordert uns auf, seine Lehre anzunehmen und zu leben. Zusammen bilden sie ein reiches Panorama der göttlichen Güte und des menschlichen Antwortens.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist das Benedictus ein Teil der Bibel?
Ja, der Lobgesang des Zacharias, bekannt als das Benedictus, ist ein direkter Bestandteil des Lukasevangeliums im Neuen Testament (Lukas 1,68-79).
Muss man beim Benedictus das Kreuzzeichen machen?
Ja, in vielen liturgischen Traditionen, insbesondere im römisch-katholischen Stundengebet, ist es üblich, sich zu Beginn des Benedictus mit dem „großen“ Kreuzzeichen zu bezeichnen (Stirn, Mund, Brust), ähnlich wie vor der Verkündigung des Evangeliums in der Messe. Dies unterstreicht die besondere Ehrfurcht und Feierlichkeit, die diesem prophetischen Gesang entgegengebracht wird.
Gibt es andere ähnliche Lobgesänge im Stundengebet?
Ja, neben dem Benedictus gibt es zwei weitere bedeutende neutestamentliche Cantica, die im Stundengebet verwendet werden: das Magnificat (Lobgesang Marias, Lk 1,46-55) als Höhepunkt der Vesper (Abendgebet) und das Nunc Dimittis (Lobgesang Simeons, Lk 2,29-32) als Höhepunkt der Komplet (Nachtgebet).
Warum ist das Evangelium so wichtig für Christen?
Das Evangelium ist die „Frohe Botschaft“ von Jesus Christus selbst. Es enthält seine Worte, seine Taten und die Geschichte seiner Erlösung durch seinen Tod und seine Auferstehung. Es ist die primäre Quelle für das Wissen über Jesus und die Grundlage des christlichen Glaubens und der christlichen Lehre. Durch das Evangelium begegnen Gläubige Christus in seinem Wort und empfangen Anleitung für ihr Leben.
Kann das Benedictus auch außerhalb des Gottesdienstes gebetet werden?
Absolut. Wie viele biblische Texte kann auch das Benedictus als persönliches Gebet oder zur Meditation verwendet werden. Seine Themen des Lobpreises, der Erlösung, der Prophetie und der göttlichen Barmherzigkeit machen es zu einer reichen Quelle für die persönliche Frömmigkeit und Reflexion über Gottes Heilsplan.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Benedictus und das Evangelium zwei unterschiedliche, aber sich ergänzende Säulen der christlichen Spiritualität darstellen. Das Benedictus ist ein prophetischer Lobgesang und ein Ruf der Anbetung, der uns an Gottes treues Handeln und die Erfüllung seiner Verheißungen erinnert. Das Evangelium ist die direkte Verkündigung der Person und Botschaft Jesu Christi, die uns zur Nachfolge und zum ewigen Leben einlädt. Beide sind Geschenke, die uns helfen, die Tiefe von Gottes Liebe zu erfassen und ihm in Ehrfurcht und Freude zu begegnen.
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